In der Mitte liegt das Gute (1)

Nicht rechts, nicht links, nicht oben, nicht unten
(das ist der erste mittelständische Fortsetzungsroman, besonders geeignet zum Lesen für neue ÖVP-Chefs, Vizekanzler und Finanzminister!)

Nein, das ist kein Plädoyer für das Mittelmass, sondern für den Mittelstand, den wertvollsten und zugleich auch am schamlosesten ausgeplünderten Bevölkerungsteil.

Was Sie von mir aber jetzt hören sollen, wird kein Jammern und Klagen sein. Wir dürfen nicht bloß giftig geifern, um dann wieder in die alte Resignation zu fallen: Das wäre Dummheit, Feigheit und Verrat am eigenen Beruf und Dasein. Das wäre Mitschuld, ja Mittäterschaft beim Untergang des Mittelstandes. Wir wollen hier die Situation so ungeschminkt wie möglich erfassen und danach echte Lösungsansätze aufzeigen.

Mittelstand ist die neue Arbeiterklasse, fast eine Art Sklavenstand, der für den Rest der Gesellschaft buddelt. Denken Sie an den nicht abnehmenden sondern zunehmenden Druck durch Sozialauflagen, Bürokratie, Steuern, Abgaben, Kontrollen. Denken Sie an die fehlende Zur Verfügung Stellung von Kapital, an den schlecht ausgebildeten Nachwuchs. Hat das nicht irgendwie Methode?

Jeder von uns hat einmal einen Film mit Galeerensträflingen gesehen, die im Schiffsbauch nach dem Rhythmus einer großen Trommel rudern. Und was ist in dem Film und wahrscheinlich auch in der Wirklichkeit von Sklavenleben passiert, wenn sie leise aufgemuckt oder gar den Aufstand probiert haben? Das Tempo der Trommelschläge, der Peitschenschläge, des Arbeitsdrucks wurde einfach erhöht, damit die Leute an keinen Ausweg mehr denken konnten …. „wir müssen ja im Rhythmus rudern“. Gleichzeitig wurden ein paar Kollaborateure unter den Sklaven mit kleinen Vergünstigungen zu „Beruhigern“ und Verrätern erzogen, die vermittelt haben: „Eigentlich haben wir es nicht so schlecht getroffen, sehr hübsche, handliche Ruder und schließlich ist das alles auch Sport, also recht gesund…“. Marie von Ebner-Eschenbach hat einmal gesagt: „Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.“ Wie recht sie hat.

Denn auf subtile Weise ist uns dieses Unterdrückungs- und Ausbeutungsmuster auf der einen Seite und eine gewisse zufriedene Unterwürfigkeit, Obrigkeitsgläubigkeit bis heute erhalten geblieben. Das Erstaunliche: 68% der Bevölkerung bekennen sich zu einem Mittelstand des Eigentums, der Leistung, des Wettbewerbs und der Nachhaltigkeit. Die Österreicher erkennen ganz klar, wer uns dominiert: 67% sagen die Global-Konzerne, 47% die internationale Finanzwirtschaft, 60% die eigene Regierung wären die Gewinner im Lobbying, nur 15% sehen den Mittelstand als Lobby-Nutzniesser – und das seit 5 Jahren permanent sinkend! Wie konnte das passieren? Wieso kommt der große Mittelstand aus diesen Abhängigkeiten und Ausbeutungsmustern nicht und nicht heraus? Hier die die Antworten, die breit bewusst gemacht gehören:

1. In der modernen Medien- und Sozialwelt richtet sich der Blick in erster Linie auf Extreme und Polaritäten. Wir alle interessieren uns und hören auch fast nur von Reich & Schön (oben) und Arm, Schwach & Hässlich (unten), auch von linksextremen Chaoten und rechtsextremen Neonazis, von lieben Kindern und bösen Terroristen, dazwischen fällt der Mittelstand oft als nicht spektakulär, uninteressant, sogar langweilig unter den Tisch.
2. Der Mittelstand hat keine scharfen Grenzen und Profile, er hat keine genau definierte Zielgruppe, kein klares Image, kein Zeichen. Der Aufbau des Mittelstands als Marke ist total vernachlässigt worden! Daher kann er in unserer Politik und Kommunikations-gesellschaft nach Belieben gedeutet und instrumentiert werden. Zusagen, Lippenbekenntnisse und auch Lügen, welche den Mittelstand betreffen führen bisher zu keinen Konsequenzen. In den sehr bemühten KMU-Interessenvertretungen ist der Mittelstand überall aber dadurch auch nirgends so richtig vertreten: Junge, Frauen, EPU, Exporteure werden speziell betreut – es ist gut, dass dafür etwas getan wird – aber es ist schlecht, dass der Mittelstand dadurch noch weniger Profil hat!
3. Es fehlt an Mittelstands-Präsenz in Parlament und Landtagen. Nur 6% der NR-Abgeordneten sind lt. Parlamentsstatistik Mitarbeiter oder Chefs aus dem Gewerbe! Ja, es gibt auch noch höhere Anteile von Vertretern aus Dienstleistungsberufen, aber die arbeiten vielfach in Großunternehmen oder auch für Konzerne.
4. Der Mittelstand ist eingepfercht zwischen den Groß-Lobbys der Global-Konzerne, Casinobanken und ihrer Handlanger sowie der für die Parteien als Wähler wertvollen aber egoistischen  Parteiklientel (z.B. bestimmte Gewerkschaften und Pensionistenverbände). Die einen  bringen der Politik Wahlspenden und medial attraktiv darstellbare Großprojekte, die anderen Wählerstimmen
5. Ohne Lobby bist Du tot: Wenn Groß-Lobbys Politik und Demokratie beherrschen und Lobbying zum entscheidenden Macht- und Marketing-Instrument geworden ist, dann ist es tödlich:
a. zu wenig über systematisches Lobbying zu wissen (z.B. nicht zu wissen, was der Unterschied zwischen Networking und Lobbying ist),
b. zu wenig horizontale Durchgängigkeit (also zwischen Branchen, Berufsgrenzen, Ländern, Clustern etc.) zu haben,
c. zu wenig vertikale Durchlässigkeit zwischen Einzel-KMU-Lobbying, Gruppen-Lobbying und Bundes-Lobbying zu haben
d. zu wenige erfolgreiche, im Lobbying versierte Top-KMU-Unternehmer in politischen Funktionen zu haben
e. Business- und Gesetzes-Lobbying ständig durcheinander zu bringen
Diese 5 großen Lobbying-Blockaden gehören durchbrochen.

Fortsetzung folgt

Wolfgang Lusak

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