Erhard Busek (Senat der Wirtschaft), Wolfgang Lusak (Lobby der Mitte/Lusak Consulting), Andreas Weber (FairSleep Motel-Koop) und Beatrice Tourou (Boulesse) präsentierten die Ergebnisse der brandaktuellen „Mittelstands-Barometer 2016“-Umfrage und verlangten ein „totales Umdenken“ in der Wirtschaftspolitik um der „Zerstörung des Wohlstandes und des Standorts Österreich“ entgegenzuwirken. Dafür schmieden sie an einer neuen „Mittelstands-Allianz“. (Bericht zur Pressekonferenz vom 19.4.16; Foto-, Studien- und Firmen-Links ganz unten)
- 77% der Österreicher halten Konzerne für ständig an Einfluss gewinnende „Lobby-Sieger“ und als 3 x so durchsetzungsstark wie den Mittelstand
- Umgekehrt wird der Mittelstand aber als klare Nr.1 gesehen, wenn es um die Frage „Wer bringt uns aus der Krise?“ geht
- 91% der Österreicher halten den Mittelstand für wichtig, eine Mehrheit wünscht ihm stärkere Interessenvertretung, ein Drittel bekennt sich zu ihm
Als aufrüttelnd für „Mittelstand, Regierung und Land“ bezeichnet Mag. Wolfgang Lusak von „Lobby der Mitte“ die Ergebnisse der bereits 7. Welle der von ihm konzipierten und beauftragten „Mittelstands-Barometer“-Gallup-Repräsentativ-Umfrage bei Bevölkerung und Führungskräften: „Man kann sagen, die Österreicher und noch viel mehr die Wirtschaftstreibenden wollen einen Kurswechsel weg von der Globalfinanz- und Konzernprivilegien erhaltenden hin zu einer den unternehmerischen Mittelstand stärkenden Politik.“ Die Klein- und Mittelbetriebe würden laut Studie seit langem und ständig an Macht und Einfluss verlieren aber gleichzeitig konstant steigend als notwendige „Retter aus der Krise“ angesehen werden. Lusak sieht die „systematischen Benachteiligung“ des Mittelstands in eine „Rückgrat-Erweichung“ der Wirtschaft und Gesellschaft münden. Er will daher Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft der KMU stärken sowie neue mittelständische Netzwerk-Qualitäten entwickeln.
Der Präsident des „Senat der Wirtschaft“, Dr. Erhard Busek meint dazu: „Die Mitte ist nicht nur physikalisch, sondern vor allem politisch und sozial notwendig, um Stabilität zu gewinnen.“ Dies gelte für Wirtschaft und Gesellschaft. Aus seiner Sicht droht das Verständnis für die Mitte verloren zu gehen, „weil wir uns permanent mit den Rändern auseinandersetzen“. Entscheidend sei, dass man dem Mittelstand die Bewältigung seiner Probleme ermögliche. Dies verlange eine Auseinandersetzung mit den Konsequenzen der Globalisierung und die Schaffung von Instrumenten, mit denen die Regionalpolitik, der Nationalstaat und vor allem die internationale Politik das beherrschen könne. Es fehle gerade international dazu so gut wie jedes Instrument. Dazu müsse sich die Wirtschaft zu Wort melden, weil, so Busek, „sie schließlich auch alles auszubaden hat, was hier nicht oder falsch geschieht“. Es ginge nicht darum, den Mittelstand politisch „zu besetzen“, sondern ihn schlicht und einfach zu erhalten und auszubauen.
Die Gründerin des Online-Boulevards „Boulesse“, Frau Beatrice Tourou ist vom Förderprogramm für KMU in Österreich enttäuscht: „Das genügt nicht um die Standort-Nachteile auszugleichen. Aber wenn es gute Rahmenbedingungen für Ideen, Innovation, Export und Finanzierung bei uns gäbe, dann bräuchten wir gar keine Förderungen.“
Auch sehr verärgert klingen die Äußerungen des Tankstellen-Unternehmers Andreas Weber, der auch erfolgreicher Chef der Motel-Kooperation „Fair Sleep“ ist dazu. Er meint immer mehr das Gefühl zu haben, vom „Gestalter“ zum „Erdulder“ zu werden: „Ich kann einfach keinen Sinn mehr hinter vielen Entscheidungen unserer Politiker erkennen. Sie tendieren ständig zu faulen Kompromissen um bestimmte Wählerzielgruppen nicht zu verärgern. Aber uns KMU, die wir die meisten Arbeitsplätze schaffen und die meisten Steuern zahlen, lassen sie links liegen.“
Dabei erscheint Mittelstand durchaus „mehrheitsfähig“ zu sein: Das „Mittelstands-Barometer“ zeigt auch auf, dass 63% der Österreicher den Mittelstand für sehr wichtig erachten, die Mehrheit ihn für durchsetzungsschwach hält, sich ihm 32% zugehörig fühlen. „Ein Drittel der wahlberechtigten Österreicher zählt sich zum Mittelstand, das sind ca. 2,5 Millionen Menschen, das ist viel mehr als es Unternehmer gibt und mehr als jede „Großpartei“ Wähler hat“, kommentiert Lusak. Außerdem würde ein Fünftel der Bevölkerung keine der bestehenden Parteien als für den Mittelstand wählbar ansehen.
Lusak und Busek wollen daher gemeinsam an einer „Mittelstands-Allianz“ arbeiten, welche Ziele wie Bürokratie-Abbau, Innovations-Erleichterung, leistungsorientierte Schul- und Sozialpolitik, Beendung von Steuer-Benachteiligung und Kreditklemme verfolgen soll. Dazu wollen sie unter anderem Themenführerschaft für den Mittelstand, die Auszeichnung hervorragender Mittelstandsbetriebe und eine spezielle Networking-Ausbildung zur besseren Durchsetzung von KMU vorantreiben.
„Lobby der Mitte“ und „Senat der Wirtschaft“ wollen – auch mit anderen Organisationen – eine Allianz bilden, welche den Mittelstand wieder „zu einer echten Kraft im Land“ machen soll.
„Die ständige Beschäftigung mit den Superreichen und Bitterarmen, die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in extremes Links und Rechts lässt uns vergessen, dass in der Mitte die ganze Arbeit gemacht wird“, fasst Lusak zusammen, „wenn aber der Mittelstand aus einer Gesellschaft verschwindet, dann ist auch die Demokratie beim Teufel“.
Links zu Studien-Grafik, Studien-Zusammenfassung, Mittelstands-Allianz
Foto-Links: Lusak & Busek, Weber, Busek, Lusak, Tourou
Links zu Senat der Wirtschaft, FairSleep-Motel-Koop, Boulesse