Diese Start-Up-Förderung soll der große Wirtschafts-Impuls sein?

Wir hören und staunen: Die österreichische Bundesregierung will mit einem 185 Millionen-Start-Up-Paket 1000 innovative Unternehmen fördern und darüber hinaus auch noch um 100 Millionen Garantien übernehmen. 10.000 bis 15.000 neue Jobs sollen dadurch entstehen. So stand es in den Medien und grundsätzlich ist das ja auch ein positives Vorhaben.

Aber nicht nur für den Mittelstand sondern für alle, denen Arbeitsplätze und Standort in Österreich ein Anliegen sind, wirft diese Initiative eine Reihe von Fragen und Bedenken auf:

  • Wie und in welcher Zeit bitte können mit 185 Millionen Euro 1000 Start-Ups 10.000 neue Jobs schaffen? Selbst wenn der unwahrscheinliche Fall eintritt, dass alle geförderten Start-Ups reüssieren: Mit durchschnittlich 185.000.- pro Jungunternehmen kann keines weit springen. Ist das nicht eher Wunschdenken als realistische Planung?
  •  Wo bleibt die Unterstützung für Klein- und Mittelbetriebe (KMU), die innovative Produkte bereits fertig entwickelt haben, aber keine Förderung, keine Finanzierung und keine Zugänge finden, um in Technologie, Produktion, Vertrieb und Export investieren zu können? Gut unterstützte mittelständische Betriebe könnten rascher ein Vielfaches der Arbeitsplätze schaffen, als es mit der Start-Up-Förderung möglich ist. Die von Staatssekretär Mahrer lancierte KMU-Börse könnte da Lösungen bringen, ist aber leider noch zu wenig konkret – bitte mehr Infos!
  • Natürlich wird die WKO dazu nicht nein sagen, kann sie dadurch doch in der ihr schon wegen ihrer Anzahl wichtigen Mitglieder-Gruppe der Eine-Person-Unternehmen (EPU) mitpunkten. EPU nähern sich schon dem 60%-Anteil unter den WKO-Mitgliedern.
  • Hat sich der vorgebliche Ideenbringer Bundeskanzler Kern am Ende von dem Gedanken tragen lassen, dass die SPÖ bei EPU und Start-Ups – unter denen es aktuell schon viele “Working Poor” gibt – Wählerstimmen zu sammeln?
  • Wie sinnvoll ist es, eine Wirtschaftszielgruppe herauszugreifen und gleichzeitig den Großteil der Mitarbeiter beschäftigenden Unternehmen (jedoch nicht die Steueroasen-Konzerne) weiter unter maßloser Bürokratie, Steuer-Benachteiligung und fehlender Verwaltungs- und Bildungsreform leiden zu lassen und damit permanent Arbeitsplätze zu vernichten?

Der Mittelstand ist nach jahrzehntelanger Missachtung und Ausbeutung sehr misstrauisch geworden. Er gönnt den ideenreichen Jungunternehmen natürlich gute Unterstützung, aber er verlangt mit gutem Recht endlich auch eine faire Mittelstandspolitik. Plakative Einzelaktionen gehören in ein Gesamt-Konzept integriert, welches die Fundamente unserer wirtschaftlichen Existenz berücksichtigt. Nur mit Erhalt und Ausbau des Mittelstandes mit seinen innovativen KMU wird Europa und EU ein Player im globalen Wettbewerb, eine funktionierende, faire Gesellschaft und ein demokratisches Vorbild für die Welt bleiben können.

Wolfgang Lusak
Betreiber von “Lobby der Mitte”
Unternehmensberater und Koop/Lobby-Coach

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