Zukunftsmodell „Smarte Kommune“ – eingebremst oder unaufhaltsam?

Nur wenn ein echter Schulterschluss zwischen Gemeinde, Land, Wissenschaft und Wirtschaft gelingt, wird es mit dem ländlichen Raum (Smarte Kommune, Smarte Region) wieder bergauf gehen – und dann sogar steil.
Ein Kommentar von Wolfgang Lusak

Erfreulich
Viele Gemeindevertreter und Wirtschaftstreibende haben die gewaltigen Chancen einer zukunftsorientierten Umgestaltung, Revitalisierung und Aufwertung von Kommunen und Regionen schon erkannt. Gerade jetzt zeigt sich auch eine gewisse Wende: Die großen Städte bleiben zwar Anziehungspunkte, verlieren aber als lebenswerte Wohnstätten, Arbeitsplatz-Anbieter und erneuernde Vorreiter an Boden. Das liegt an einem überbordenden städtischen Sozialsystem, welches dort die Kassen und die mittelständische Wirtschaft ausräumt. Das liegt an dem Anwachsen eines städtischen Bevölkerungsteils, der zu wenig Bildung, Kulturtechnik und Leistungsbereitschaft aber dafür mehr Anspruchsmentalität und Aggression einbringt. Es regt sich etwas in den von Entvölkerung bedrohten Dörfern und Regionen. Indem dort auf Innovation, Nachhaltigkeit und Regionalität gesetzt wird. Vielerorts knospen Initiativen, welche landwirtschaftliche Produkte, Nahversorgung, Digitalisierung, Kultur und junges Lebensgefühl in neue Angebote packen – und das mit positiver Unterstützung des Gemeinderates und seiner Netzwerke.

Ärgerlich
Viele Gemeindevertreter und Wirtschaftstreibende beschweren sich zunehmend darüber, dass sie zwar medial und bundespolitisch zum Aufbruch ins neue Zeitalter der Smart Cities, Regionen und Kommunen aufgefordert aber gleichzeitig kaum gefördert, ja sogar eingebremst werden. Sie sprechen von einem großen Verständnismangel, Behinderungen und Ignoranz bei den in den Ländern zuständigen Politikern, Beamten und Experten. Sie vermuten, dass das an den zu bewahrenden Machtstrukturen und Einflusssphären der Parteien und den individuellen Karriereplänen ihrer Spitzenvertreter liegt, dass zwar ab und zu ein paar Vorzeigemodelle bejubelt werden dürfen aber dennoch zu viele zukunftsorientierte Gemeinden mit ihren Ideen auf wenig offene Ohren und Unterstützung treffen. Das kann man jetzt als abwägenden und „üblichen“ Lernprozess in der Bundesländer-Entwicklung abtun. Man kann aber auch sagen, dass dabei unnötig Zukunftsgestaltung abgewürgt wird.

Die guten Chancen sind intakt
Wenn man es richtig angeht. Die Bürgermeister dürfen sich nicht damit begnügen das bestehende (oft rückläufige) Wirtschafts- und Gesellschaftsleben nett und freundlich zu begleiten, weil sie damit kurzfristig manche Gemeindemitglieder bei der Stange halten. Sie müssen sich an die Jungen, die Dynamischen wenden, neue Arbeitsplätze durch Betriebsansiedlung und Wirtschaftsfreundlichkeit fördern, alle auf die kommunalen Bedürfnisse der Zukunft ausrichten. Dazu gehört das Wissen über die großen Trends und damit verbundene Positionierungs-Möglichkeiten:

* Die DIGITALISIERTE Kommune mit Impulsen z.B. durch Breitband, Web- Mobilisierung, One Stop Shop-Verwaltung, durch HiTech-Firmen aber auch bodenständig-innovative Gewerbe- und Handwerks-Betriebe
* Die GRÜNE Kommune, welche u.a. auf erneuerbarer Energie, Gesundheit, Bio-Landwirtschaft, nachhaltiger Wirtschaftstätigkeit und hoher Lebensqualität beruht
* Die SICHERE Kommune, welche die Gefahren von Gewalt, Kriminalität und Terror von sich fern halten kann – mehr Schutz für Kinder und 60+
* Die MOBILE Kommune, welche Zeit- und Kosten sparende, Ressourcen schonende und angenehme Verkehrsmöglichkeiten schafft wie Car-Sharing, E-Bike-Stations und intelligente Verkehrslösungen
* Die JUNGE Kommune, welche z.B. mit Neue Berufe-Bildungseinrichtungen, mit Startup-Büroräumen oder mit Unterhaltungs- und Arbeitsplatzangeboten Abwanderung verhindert und Zuwanderung fördert
* Die ATTRAKTIVE Kommune, welche mit Natur-Erlebnissen, Architektur, Kunst und Kultur Besucher und Touristen anzieht
* Die VERNETZTE Kommune, der es gelingt mit ihren Ideen Mitstreiter in Politik, Verbänden, Verwaltung, Kultur und Wissenschaft im In- und Ausland, in der kommunalen Wirtschaft und der Community zu gewinnen.

Der Kreativität im Umgang mit diesen Trends und der entsprechenden Bündelung von kommunal-regionalen Positionierungen sind gerade im inspirierenden Umfeld einer intakten Natur keine Grenzen gesetzt. Besonders wichtig ist dabei ein Schulterschluss zwischen Kommunal/Regional-Management mit Kommunal/Regional-Wirtschaft (zumeist KMU). Der gelingt dann, wenn die politisch Verantwortlichen über Partei- und Zugehörigkeitsgrenzen hinweg auf die „hellsten und aktivsten Köpfe“ zugehen und mit diesen eine Zielsetzung plus Wettbewerbs-Strategie ausarbeiten, die dann von der Einheit Gemeinde, Betriebe, Landwirtschaft, Unterstützer und Konsumenten umgesetzt wird.

Keine Ausreden mehr
Wir dürfen uns nicht auf die EU, die Globalisierung, die Krisen etc. ausreden, wir dürfen nicht vom Staat erwarten, dass er alles löst, wir müssen selbst die Ärmel aufkrempeln, um uns weiterzuentwickeln und zukunftsfit zu machen. Immer mehr echt smarte Kommunen und Regionen werden da bald zu unaufhaltsamen und bestaunten Erfolgs-Beispielen werden.

Wolfgang Lusak
www.lusak.at

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