Einerseits ist er der medienbekannte lustige Waldviertler Bauer mit roter Brille und Lederhose. Andererseits der ernsthafte Gründer und Chef eines Unternehmen, das es in 30 Jahren auf 400 Mitarbeiter, 900 Produkte, 30 Franchise-Geschäfte und in 50 Exportländer geschafft hat: Johannes Gutmann ist mit seiner Tee- und -Gewürze-Marke SONNENTOR zum weltweiten Vorbild für Bio-Lebensmittel-Qualität, Nachhaltigkeit und Gemeinwohl-Ökonomie geworden. Hier verrät uns der ursprüngliche Einmann-Marktstandler und heutige Globalmarken-Boss im Interview viel von seinem spannenden und mitreißenden Aufstieg und den wichtigsten Erfolgskriterien für Startups und KMU.
„Wachstum ist für mich nicht das oberste Ziel. Wichtiger ist es, gesund zu bleiben und im Einklang mit Natur und Mensch zu wirtschaften.“
„Viele Fehlentscheidungen begleiten den Erfolg, es zählt nur, was daraus gelernt und letztlich verbessert wird.“
- Was ist das Fundament Ihres Erfolges, mit welcher Idee hat der Aufschwung Ihres Unternehmens begonnen?
Als ich vor 30 Jahren mit drei Bio-Bauern und zwei Hand voll Kräuter-Tees startete, hatte ich keine Vorstellung davon, wie erfolgreich SONNENTOR eines Tages sein würde. Mein Ziel war es lediglich, von meiner Selbständigkeit leben zu können und nicht abwandern zu müssen. Da Liebe bekanntlich durch den Magen geht, war es für mich nahe liegend, das Waldviertel durch seine kulinarische Vielfalt nach außen zu tragen. Genauer gesagt, durch seine Kräuter. Kräuter waren als Unkraut verschrien, Bio war unbekannt, beides stand für mich wie kaum etwas Anderes für Genuss, Gesundheit, Lebensfreude und ein gutes Leben. Somit war die Idee von SONNENTOR geboren.
- Was war in der bisherigen Entwicklung die wichtigste strategische Entscheidung (oder die wichtigsten strategischen Entscheidungen)?
Maßgeblich war die Entscheidung, sich nicht auf den österreichischen Markt zu beschränken. Gleich in den ersten Jahren hat es mich nach Deutschland verschlagen. Bei unseren deutschen Nachbarn war „Bio“ damals schon ein aufstrebendes Thema. Auf Messen konnte ich wertvolle Kontakte knüpfen. Die zweite Erfolgsgeschichte war die Gründung einer Tochterfirma mit meinem tschechischen Partner vor 26 Jahren. Ich habe damit einen strategisch wichtigen Schritt in die boomenden und nahen Osteuropäischen Märkte gesetzt. Heute liefern wir in über 50 Länder – Deutschland ist nach wie vor unser größter Markt.
- Hat es einmal eine kritische Situation gegeben, in der alles auf des Messers Schneide stand? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?
Gleich zu Beginn habe ich einmal sauber daneben gegriffen. Da habe ich mich bei einer Bestellung geirrt und tausende Teepackungen falsch bestellt. Eine Katastrophe. Damit habe ich die Hälfte meiner Jungunternehmer-Förderung in den Sand gesetzt. Ich ließ mich aber nicht unterkriegen. In so einer Situation darf man nicht schmollen – man muss aufstehen und weitermachen. Viele Fehlentscheidungen begleiten den Erfolg, es zählt nur, was daraus gelernt wurde und dann verbessert wurde. Immer weitermachen und der Weg ist noch lang nicht zu Ende!
- Wie organisieren Sie Wachstum und Erfolg, was müssen Ihr Team, Ihre Mitarbeiter leisten?
Für mich ist es am Wichtigsten, dass jedes Teammitglied sich für seine eigene Aufgabe begeistert und eigenverantwortlich agiert. Wenn jemand mit Leidenschaft und Spaß arbeitet, dann ist auch das Ergebnis top. Wachstum ist für mich nicht das oberste Ziel. Wichtiger ist es, gesund zu bleiben und im Einklang mit Natur und Mensch zu wirtschaften. Unseren Mitarbeitern und Partnern ist aber auch bewusst, dass sie auch Marken-Botschafter und Erzähler sein sollen. Dass wir alle die schönen Geschichten von SONNENTOR in die Herzen der Menschen tragen können.
- Welchen Rat möchten Sie anderen aufstrebenden Unternehmen geben, damit sie auch Erfolg haben?
Man darf sich die eigenen Visionen nicht madig machen lassen. Viele Besserwisser wissen in erster Linie wie’s nicht geht! Dennoch ist es von Vorteil, sich die Ziele anfangs nicht zu hoch zu stecken. Wenn sich der Erfolg abzeichnet und es bergauf geht, sollte man keinesfalls den Boden unter den Füßen verlieren. Es hilft in solchen Momenten, sich auf seine tiefen Wurzeln zu besinnen, auf seine Kernkompetenz zu vertrauen. Jeder der abhebt, der kommt bald auf den harten Boden der Realität zurück. Mit Geduld und Bescheidenheit ist jede Leiter zu besteigen.
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