In der Reihe STIMMEN DES MITTELSTANDS zur kommenden Nationalrats-Wahl:
Ein Beitrag von Friedrich Riess
Zur Frage: „Was sollte die Politik bzw. die zukünftige Regierung tun, damit der Mittelstand die notwendigen besseren Rahmenbedingungen bekommt?“
Zuerst zum Grundsätzlichen: Jeder Politiker sollte wissen, dass der Mittelstand die wichtigste wirtschaftliche und gesellschaftliche Kraftquelle des Landes ist. Trotzdem wird er zunehmend vernachlässigt und ausgebeutet. Weil er einfach keine Interessenvertretung hat:
* Die Wirtschaftskammer ist zwar eine Institution für alle Betriebe, aber die Größeren sind ihr wichtiger
* Die Arbeiterkammer vertritt auch nicht die Interessen der Mitarbeiter mit ihren Arbeitsplätzen sondern die Interessen der dort agierenden Funktionäre
* Die Gewerkschaft sucht das Heil in der Vertretung derjenigen, die nicht arbeiten und nur viel Geld erhalten wollen
* Die Regierung fördert die billigen Produkte, die in Billiglohnländern produziert werden sogar mit unseren Steuergeldern da die Kriterien Nachhaltigkeit und Regionalität in öffentlichen Ausschreibungen gar nicht vorkommen.
Jetzt zu meinen Forderungen und zu den Punkten, die mich mit meinem Betrieb am meisten stören und behindern:
1. Bessere Ausbildung schaffen! Gut ausgebildete Mitarbeiter sind Mangelware und der Beruf von der Pike auf wird nicht gefördert. Ein Problem verfehlter Bildungspolitik ist das ständige herunternivellieren der Ausbildung und die Möglichkeit Karriere mit Lehre hat immer noch viel zu wenig Stellenwert. Vielleicht hilft die Gesamtschule den Stellenwert der Lehre zu heben. Der Facharbeiter wird der Profiteur der Zukunft, gerade in Berufen die nicht so leicht in Billiglohnländer ausgelagert werden können
2. Eigenkapital-Aufbau erleichtern! Durch die derzeitige Finanz- und Bankpolitik ist das nicht möglich, denn die noch immer bestehende Regelung mit Basel IV lässt Kredite nur dann zu, wenn die Sicherheiten 3-fach höher sind als der Geldbedarf und da zählen Gebäude (in Regionen wie unsere) Lagerbestände und Kundenforderungen nicht dazu.
3. Schluss mit der Bürokratie und dem „Vurschrift ist Vurschrift“-Agieren! Die unverhältnismäßig strenge Auslegung von immer mehr bürokratischen Regulierungen und Vorgaben bezüglich Betriebsanlagen und Arbeitnehmern zerstören effiziente Arbeitsvorgänge, notwendige Wettbewerbsfähigkeit und verursachen gewaltige Zeitaufwendungen und Kosten. Da wird es immer schwieriger den Standort in Österreich zu halten. Immer mehr junge Menschen wollen die Betriebe der Eltern gar nicht mehr übernehmen!
4. Steuergerechtigkeit! Solange Konzerne vor Steuerpflichten leider legal flüchten können, besteht keine Chancengleichheit. Auch Gewinne in KMU sollten erst dann besteuert werden wenn sie entnommen werden! So bleibt das Geld im Unternehmen für Investitionen!
5. Ende der Benachteiligung bei öffentlichen Ausschreibungen und Auftrags-Zugängen! Da alle öffentlichen Aufträge mit unseren Steuergeldern bezahlt werden, sollten KMU bei Aufträgen – solange sie im Inland erfolgen – bevorzugt werden. Basis könnte ein Vergleich der Personalkosten pro Arbeitsstunde sein .
6. Keine Bevorzugung für Importware! Viele Unternehmen werden von den Barrieren des Parteien/Kammer/Sozialpartnerstaates, also von Politik, Verwaltung, Verbänden, etc. zurückgeworfen, da Regeln eingehalten werden müssen, die für importierte Produkte nicht gelten!
7. Mehr Mittelstand im Staat! Es gibt zu wenige Vertretungen des Mittelstands in Verbänden, Parteien, Gesetzgebungs-Gremien (Landtage/NR), daher auch geringere Durchsetzungskraft bez. Rahmenbedingungen
8. Aus für Kriminalisierung der KMU! Um Mitarbeiter zu bekommen, zu halten sowie Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen überschreiten KMU oft starre gesetzliche Vorgaben und werden dabei mit unverhältnismäßigen Strafen bedroht.
9. Nachhaltigkeit belohnen! Leider wird Umweltdenken und Nachhaltigkeit bestraft, denn z.B: stellen wir von Riess-Kelomat unsere Energie zu 100% mit eigener, erneuerbarer Kleinwasserkraft her, dennoch müssen wir für den selbst hergestellten teuren Strom noch Energiesteuer bezahlen!
b) „Was kann der einzelne Unternehmer/ die einzelne Unternehmerin tun, um sich mit seinem/ihrem Betrieb besser durchzusetzen?“
Vielleicht sich ein Beispiel an unserem immer wieder „gegen den Strom schwimmen“ nehmen?
Wir sind österreichischer Marktführer bei Email-Kochgeschirr und einziger heimischer Kochgeschirrhersteller. Unser Riess Emailgeschirr ist top aktuell, steht für gesünderes Kochen und erfüllt alle zeitgemäßen Ansprüche wie Energiesparen und ökologische, nachhaltige Lebensweise. Die Erfahrung in der Herstellung von Kochgeschirr ist dabei tief in der Familiengeschichte verankert. Seit 1550 stellt das Familienunternehmen aus Ybbsitz schon Eisenpfannen her, seit 1922 ist es Kochgeschirr aus Emaille. Doch die Zeiten waren für das Unternehmen nicht immer leicht: Gerade mit der ‚Geiz ist geil‘-Einkaufsmentalität wollten alle nur Billigware kaufen, da konnten wir mit einer rein österreichischen Produktion kaum mithalten. Viele haben uns gesagt, dass wir nicht überleben werden, wenn wir unsere Fertigung nicht ins billige Ausland verlegen.
Doch das Familienunternehmen blieb seiner Qualität und dem Standort treu und konnte mit Innovationen sowie dem Zukauf der Marke Kelomat punkten. Statt Sortimentsstraffung haben wir unser Sortiment ausgeweitet, statt reiner Palletten-Lieferung liefern wir täglich auch Einzelstücke an unsere Handelspartner. Als verantwortungsbewusste Unternehmer wollen wir die Zukunft mitgestalten, Arbeitsplätze erhalten und heimische Produkte erzeugen; ich hoffe, das politische Umfeld sowie die behördlichen Auflagen lassen dies auch weiterhin zu.
Ing. Friedrich Riess, Geschäftsführer Produktion & Technik
RIESS KELOmat GmbH, 43341 YbbsitzTel.: +43 / 7443 86315-13
E-Mail: mailto:f.riess@riess.at
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