Was gibt es Besseres, als von den Erfolgreichen lernen zu können? Das ist der erste Beitrag zu unserer neuen großen Mittelstands-Interview-Serie „Das Geheimnis unseres Erfolges“. Zum Start dürfen wir die wertvollen Offenbarungen des großen Pioniers der Nachhaltigkeit in Produktion, Vertrieb und Unternehmensführung, dem Oberösterreicher Kuno Haas von „Grüne Erde“ lesen. Gleichzeitig laden wir alle erfolgreichen und dabei anständigen mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer – gleich ob EPU, KMU, Freiberufler oder größere Familienbetriebe – auf , sich hier ebenso mit ihren Erfolgs-Erkenntnissen einzubringen, indem sie die gleichen 5 Fragen wie hier beantworten:
Qualitatives Wachstum ist die wirkliche Herausforderung
1. Was ist das Fundament Ihres Erfolges, mit welcher Idee hat der Aufschwung Ihres Unternehmens begonnen?
Als Fundament des Erfolges der Grüne Erde GmbH. sehe ich die konsequente Ausrichtung auf ökologisches Wirtschaften gepaart mit sozialer Verantwortung. Allen voran die Produktökologie (insb. dem konsequenten Vermeiden von Kunststoffen), gefolgt mit zeitlosem Design sowie der sich daraus ergebenden Langlebigkeit der Produkte, was es uns ermöglicht, die Produkte von Grüne Erde mit einer lebenslangen Garantie auszustatten. Auch die konsequente Verfolgung des direktest möglichen Kundenkontaktes (Versandhandel, ecommerce) ohne jeglichen Zwischenhandel rundet das Erfolgskonzept ab.
2. Was war in der bisherigen Entwicklung die wichtigste strategische Entscheidung (oder die wichtigsten strategischen Entscheidungen)?
Die erste strategisch wichtige und richtige Entscheidung war raus aus Österreich in den deutschen und schweizerischen Markt zu gehen und gleichzeitig dem Versuch, in nicht-deutschprachige Länder zu exportieren, zu widerstehen. Warum? Mit dem deutschen Sprachraum steht uns ein Markt von rd. 100 Mio. Konsumenten mit einer soliden Kaufkraft im Rücken vor der Haustüre zur Verfügung. Und es ist der ökologischste weltweit! Also punktgenaue Deckung unseres Angebots mit ökologisch, nachhaltiger Nachfrage. Und diese „Nische“ sollte uns noch lange als Brötchengeber reichen.
3. Hat es einmal eine kritische Situation gegeben, in der alles auf des Messers Schneide stand? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?
Das war Anfang 2013, als wir „synchron“ bei drei unserer fünf „Haus“-Banken über Nacht in Ungnade gefallen sind. Wir haben sehr kurzfristig entschieden, den Weg der völlig Banken-unabhängigen Finanzierung einzuschlagen. Da stand es Knopf auf Spitz, ob und wie es weitergeht. Die Übung gelang! Heute finanzieren wir uns über die treuesten Grüne Erde KundInnen und Fans (über 1.700 !) im Ausmass von rd. 11 Mio. Euro. Und dieser Erfolg ist inzwischen zu einem Selbstläufer geworden. Im gleichen Ausmass wie die Grüne Erde wächst und gedeiht, ziehen parallel die Kundendarlehen mit, sodass die Eigenkapitalquote über die Jahre konstant auf höchstem Niveau gehalten werden kann – nahezu ohne werbliche Unterstützung.
4. Wie organisieren Sie Wachstum und Erfolg, was müssen Ihr Team, Ihre Mitarbeiter leisten?
Wachstum in qualitativer Hinsicht ist vor allem die Herausforderung für Management und MitarbeiterInnen. Quantenwachstum heisst alle sieben bis zehn Jahre eine Null dranzuhängen. Das ist klassisches Skalieren. Bringt auch zunehmende Komplexität, ist aber mit den Ressourcen des Marktes (Know how, Software, Unternehmensberatungsleistungen etc.) zu stemmen. Das qualitative Wachstum, erster in der Peergroup (Kohorte) zu sein und zu bleiben, das ist die wirkliche Herausforderung. Da ist Spontaneität, Kreativität, Neues wagen etc. gefragt. Und das kann nur aus dem Innersten der Organisation heraus entstehen, in einer Umgebung wie dem Almtal. Ich würde das unter den Überbegriff der „endemischen USP’s“ der Grüne Erde subsumieren.
5. Welchen Rat möchten Sie anderen aufstrebenden Unternehmen geben, damit sie auch Erfolg haben?
Der eigene Weg ist das Ziel. Copy and Paste macht immer irgendein andere besser. Dass die Kopie besser als das Original sei, ist eine (guter!) Werbegag einer Kopierer-Firma, fürs Geschäftsleben empfehle ich es nicht. Ich habe in meinem kurzen Unternehmer-Dasein (seit 1993) schon viele „Mitbewerber“ die Donau runter schwimmen gesehen, die gemeint haben, am grünen Tisch mit viel Geld Grüne Erde abkupfern zu können.
zur Person:
Kuno Haas ist seit 1993 geschäftsführender Gesellschafter von Grüne Erde. Der Öko-Pionier mit Sitz in Scharnstein im oberösterreichischen Almtal bietet Vollholzmöbel, Matratzen, Schlafprodukte, Naturkosmetik sowie ökofaire Mode und steht seit seiner Gründung vor mehr als 30 Jahren für ökologische und soziale Verantwortung, regionale Produktion, sinnliches Design und gesellschaftliches Engagement. http://www.grueneerde.com/