Ich möchte hier eine schlimme Fehlentwicklung der letzten Jahre aufgreifen. Möglichst sachlich, um nicht aufzuwiegeln, aber eben auch die Probleme ansprechend, um nicht aus falscher Rücksichtnahme zu schweigen.
Redaktion des Lobby der Mitte-Blogs: Das ist die singuläre Meinung von Wolfgang Lusak, die er als unabhängiger Kommentator äußert und die sich nicht mit der Meinung des LdM-Vorstandes decken muss.
Besser als die Messer sprechen lassen
Knapp 70.000 Gewaltdelikte wurden in Österreich in 2018 angezeigt. Stichwaffen-Delikte gibt es heute 3 Mal so viel wie in 2009. In keinem europäischen Land ist der Anteil weiblicher Opfer bei Tötungsdelikten derzeit höher als in Österreich. Für Verunsicherung sorgen auch Menschen, die andere vor die U-Bahn stoßen oder scheinbar unmotiviert angreifen. Man fürchtet sich davor, zum „falschen Zeitpunkt am falschen Ort“ zu sein.
Natürlich haben wir ein unverändert lebens- und liebenswertes Land mit überwiegend wunderbar friedlichen Menschen. Und sich ständig zu fürchten ist sicher gefährlicher als die tatsächlichen Gefahren. Dennoch sollte man über die Hintergründe und Motive nachdenken.
Die Hemmschwellen sinken, die Verrohung steigt
Viele der Täter handeln gewalttätig, weil sie Frust und Wut darüber empfinden, dass sie Ihre Ziele nicht erreichen können, dass andere nicht tun was sie wollen, dass ihre reale Umwelt nicht mit ihren Vorstellungen übereinstimmt.
Für Psychiaterin Sigrun Roßmanith ist laut Salzburger Nachrichten (SN) ein Kulturwandel im Gange: „Die Menschen sind intolerant geworden und geben ihren negativen Gefühlen sofort freien Lauf.“ Die Gesellschaft habe einen konstruktiven Umgang mit Aggression und negativen Emotionen verlernt. Zusätzlich mangle es auch an Respekt. „Oft kommt es nach Verletzung der Ehre, Kränkung oder Demütigung zum Einsatz“, erklärt Roßmanith. Vinzenz Kriegs-Au, Sprecher des Bundeskriminalamtes, ebenso laut SN: „Heute gibt es kaum mehr Wirtshausschlägereien, es wird sofort das Messer gezückt.“ SN weiter: „Laut Polizei sollen Türken, Afghanen, Serben oder Tschetschenen Stichwaffen schnell zur Hand haben.“ Psychiater Dr. Alexander Bernhaut sprach in einem KRONE-Interview vom „Grundfrust junger Menschen“, von „fehlendem moralischen Unterbau“ der Hemmschwellen sinken ließ und von einem „transkulturellen“ Einfluss.
Nicht verstehen kann ich in dem Zusammenhang den relativierenden und beschwichtigenden Hinweis, dass die Wahrscheinlichkeit beim Autofahren oder durch Herzschlag ums Leben zu kommen x-Mal höher sei, als ermordet zu werden – also ob Tod durch Unfall einem Tod durch Gewalttäter gleichzusetzen wäre.
Die Frust- und Aggressions-Influencer
Ich sehe Marken-Konzerne mit ihren – für die meisten unerreichbaren – verführenden Bildern und herausfordernden Werbesprüchen wie „Just Do It“, die Film- und Spieleindustrie mit ihren Gewalt-Darstellungen und populäre Rapper und Sänger mit ihren unbedachten „Lasst’s Euch nix g‘falln“-Sprüchen als Frust und Aggression fördernde „Influencer“. Und wie angesprochen auch zugewanderte patriarchalische, bildungsferne Parallel-Gesellschaften in denen Frauen-Unterordnung und Jung-Machos „gepflegt“ werden und aus denen Ehrenmörder und Gotteskrieger erwuchsen. Mitverantwortlich sind da auch die Links-Populisten, welche diese Art Gesellschaften aus Wählerstimmen-Kalkül als „multikulturelle Bereicherung“ willkommen geheißen haben.
Jetzt reicht’s mir
Ich würde gerne in einem Land leben, in dem Höflichkeit, Aufmerksamkeit, respektvolles Verhalten und gute Erziehung in allen gesellschaftlichen Ebenen selbstverständlich sind. Das Intoleranz, Bildungsunwille, patriarchalische Ehrvorstellungen nicht toleriert. Das Frust, Hass und Gewalt fördernde Medien zurückdrängt. Um das zu erreichen, müssen wir die Werte des Mittelstandes wie Fleiß, Leistung, Respekt vor Eigentum, Nachhaltigkeit und Fairness stärken.
Kürzlich habe ich in einem Gasthaus aus einer mehr feuchten als fröhlichen Runde nach der Diskussion über die zunehmende Gewalt und „zu viel Nachsicht“ mit Tätern folgende Aussage gehört: „Jetzt reicht’s mir. Ich steig‘ in keine U-Bahn mehr ein. Ich geh‘ nur mehr ins Wirtshaus, zum Heurigen oder zum Gabalier, weil dort kann mir hoffentlich nix passieren.“ Eine unbeholfene, eigentlich traurige Strategie. Aber besser als die Messer sprechen lassen. Die Politik ist gefordert.
Mag. Wolfgang Lusak ist Unternehmensberater, Lobby-Coach und Mittelstands-Aktivist www.lusak.at www.lobbydermitte.at