Sie hat eines der tollsten Hotels Wiens, das Boutiquehotels Stadthalle, das jetzt leider Corona-bedingt geschlossen ist und sie ist die Präsidentin der ÖHV, der Österreichischen Hoteliers-Vereinigung und einer Branche mit dem Rücken zur Wand. Hier in unserer Interview-Serie „CORONA: SO BEWÄLTIGT DER MITTELSTAND DIE KRISE“ gewährt sie uns einen Blick in ihre Sorgen, Hoffnungen und Strategien:
„Wir können nicht anders und wir wollen auch nicht anders … „
- Wie geht es Ihnen jetzt? Welche Probleme sind durch Corona bei Ihnen im Unternehmen entstanden?
Der Tourismus ist eine der Branchen, die es am aller härtesten getroffen hat. Gleichzeitig, werden wir die Auswirkungen des Virus auch am längsten spüren. Ich selbst habe mein Hotel zum ersten Mal seit 20 Jahren zusperren müssen. Ein wirtschaftliches Weiterführen ist schlichtweg unmöglich gewesen. Das war für mein Team und mich ein unfassbar emotionaler Moment. Aber wir wissen, dass es weitergehen wird. Ich freue mich darauf den ersten Gast wieder bei mir im Haus begrüßen zu dürfen. Auch wenn das wahrscheinlich noch etwas dauert.
2. Was ist jetzt Ihre spezifische unternehmerische Strategie mit der Corona-Krise umzugehen um nachher möglichst gestärkt daraus hervorzugehen?
Ich trage ja quasi zwei Hüte, Hoteliere und Interessenvertreterin. Momentan stecke ich alle Kraft in zweiteres. Wenn Österreich nach der Corona-Krise noch immer den Titel Tourismusweltmeister tragen soll, dann brauchen die Betriebe jetzt schnell und vor allem unbürokratisch Hilfe. Dass das auch so kommt, daran arbeiten mein Team in der ÖHV und ich gerade Tag und Nacht. Die Regierung hat mit dem 38 Mrd. Rettungspaket einiges vorgelegt. Dennoch waren manche Regelungen und Maßnahmen nicht praktikabel oder anwendbar für KUMs im Tourismus. Da braucht es noch Fine-tuning.
3. Wie kann sich der österr. Mittelstand (EPU, KMU, Fam.betriebe, Freiberufler mit ihren Mitarbeitern und Partnern) generell wieder aufrichten und auch über sich hinauswachsen?
Genauso wie sie auch zum Rückgrat der heimischen Wirtschaft geworden sind: wieder aufstehen, nicht aufgeben und weitermachen. Unternehmer sein war nie einfach und wird es auch nie sein. Manch außen Stehender behauptet sogar, dass es einen gewissen Hang zum Masochismus braucht, um ein Unternehmen, vor allem in Österreich, zu gründen und führen – im Hintergrund hört man schon den Amtsschimmel wiehern. Ich sage: Wir können nicht anders und wir wollen auch nicht anders. Als Unternehmer kennt man es außerhalb seine Komfortzone zu sein. Jetzt sind wir alle soweit davon entfernt wie noch nie. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass wir es gemeinsam schaffen werden. Wir werden stärker und besser sein als zuvor. Und wir werden neue Wege gehen. Denn ein learning aus der aktuellen Situation ist sicher, dass nichts, was wir bis dato als gegeben hingenommen haben, es auch wirklich ist bzw. sein wird. Alles kann bewegt und verändert werden, jetzt haben wir die Chance dazu.
4. Was ist das Wichtigste, das die Regierung und die öffentliche Hand dazu beitragen sollten?
Das ist leicht beantwortet: Jetzt den Betrieben das geben, was sie am dringendsten brauchen: Liquidität, schnell und unbürokratisch.
Michaela Reitterer
KONTAKT:
Michaela Reitterer
Hotelière und Präsidentin der
Österreichischen Hoteliervereinigung
Boutiquehotel Stadthalle
HS Hotelbetriebs GmbH
Hackengasse 20
1150 Wien, Österreich
Tel +43 1 982 42 72
www.hotelstadthalle.at
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