Presseaussendung
der unabhängigen Mittelstands-Plattform „Lobby der Mitte“ am 6.5.2020 mit aktuellen Ergebnisse einer qualitative Mittelstands-Umfrage zum Thema „Bewältigung der Corona-Krise“:
50 namhafte KMU aus ganz Österreich und verschiedenen Branchen wurden in März/April 2020 zum Thema „Corona-Krise – wie schaffen sie das?“ interviewt. Die 4 Fragen waren: 1. Wie geht es Ihnen? 2. Welche individuelle Strategie verfolgen Sie? 3. Wie sollte der gesamte Mittelstand vorgehen? 4. Was erwarten Sie sich jetzt von der Regierung? Interviews & Auswertung durch Wolfgang Lusak & Peter Ramharter
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zu den 50 Interviews
zu den Fotos Wolfgang Lusak, Team Lobby der Mitte
Haupterkenntnis: Der Mittelstand wünscht sich von der Politik 1. Fairness, 2. zukunftsweisende, nachhaltige Entscheidungen (statt Aufschieben der Probleme), 3. Reduktion der Bürokratie
Zusammenfassung Wolfgang Lusak:
„Obwohl wir in sehr namhaften Betrieben die Interviews geführt haben, stecken doch 34% in existenziellen Problemen. Aber alle ringen mit viel Kreativität und Anstrengung um ihre Kunden, neue Chancen und Innovationen. Für den Mittelstand als Gemeinschaft sehen sie die größten Chancen im Bereich nachhaltiger, regionaler, digitaler und „grüner“ Produkte und Leistungen. Von der Regierung wollen sie rasch Fairness in der Unterstützung und Besteuerung. Kurzarbeit und Kreditstützungen halten sie für Überbrückungshilfen aber nicht für eine dauerhafte Lösung. Sie wollen direkte Zahlungen um Überleben zu können, Steuergerechtigkeit und -nachlässe, keine Umverteilung von Ihnen zu Superreichen und Konzernen. Sie sehen die Krise als Chance langjährige Fehlentwicklungen in der Umwelt-Politik und der Konzern-Bevorzugung zu korrigieren.“
Die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst:
- Den meisten geht es mittelmäßig gut. Der Großteil der Befragten empfindet seine wirtschaftliche Situation jetzt in der Corona-Krise als mittelmäßig, es geht ihnen also nicht wirklich gut aber auch nicht richtig schlecht. An 2. Stelle stehen diejenigen die ihre Situation als schlecht/eher schlecht einstufen (darunter z.B. Gastro, Hotels, Kleinhandel, Tankstellen), an 3. Stelle sind die sich als gut/eher gut dastehend empfinden (darunter IT-, Entsorgungs-Unternehmen, Handwerker und Steuerberater)
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- Die 4 Top-Überlebens-Strategien der einzelnen Betriebe sind gleichauf intensivierte digitale Kundenkontakte sowie das Abarbeiten und Ausmisten, dahinter folgt das Entwickeln situationsgerechter Innovationen sowie Kostenreduktion und Kurzarbeit. Als die zwei wichtigsten individuellen Strategien zur Bewältigung der Krise bezeichnen die Befragten den „aktiven Kundenkontakt mit Telefon, Video-Gesprächen, Web-Kommunikation und Online-Angeboten“ sowie das „Abarbeiten, Ballast abwerfen, Ausmisten, Prioritäten setzen“. Dahinter kommt die Entwicklung „neuer flexibler, angepasster Produkte, ein Aufrüsten mit Innovationen“ und wiederum gleichauf „Kostenreduktion und Kurzarbeit“
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- Für den gesamten Mittelstand sehen die Befragten 3 strategische Schwerpunkte: Nachhaltigkeit-Regionalität, Mut zur Veränderung und (auch) Innovation. Er könne sich am besten – jetzt und nach der Krise – wieder aufrichten, wenn er
a) sich auf Nachhaltigkeit/Regionalität/Kreislaufdenken/Umwelttechnik einstellt,
b) (fast gleichauf und verwandt) Mut zur Veränderung/Anpassung aufbringt,
c) (auch verwandt) innovativ und kreativ arbeitet (neue Produkte und Leistungen)
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- Von der Regierung wünscht er sich aktuell in dieser Krise bzw. auch nach der Krise:
a) Klare Nr.1: Fairness bei der Unterstützung und Besteuerung – statt einer Umverteilung von Mittelstand zu den sozial Schwachen und den Konzernen/Superreichen (die aus deren Sicht nicht nur zu wenig Steuern zahlen, sondern sogar um Unterstützung verhandeln)
b) Eine langfristige Politik der zukunftsweisenden Entscheidungen, des Lernens aus allen bisherigen Fehlentwicklungen, der Nachhaltigkeit und der (Rück-)Verlagerung der Erzeugung vitaler Produkte nach Österreich
b) (also gleichauf) die Reduktion der Bürokratie – sowohl bei den Unterstützungen als auch generell, als grundsätzliche Entlastung
c) Rasche Hilfe beim Erhalt der Liquidität (naturgemäß von Branchen mit geringem Eigenkapital-Anteil)
d) Die Einschränkungen rasch zu beenden – wohl nicht an erster Stelle, weil viele Aufhebungen und Öffnungen knapp bevor stehen bzw. erwartet werden
e) Ehrlichkeit und Klarheit in der Information um sich optimal einstellen zu können (betrifft auch die Erwartungen, Aussichten, Prognosen bez. Inflation, Umverteilung, Konjunktur-Paket, weiteren Förderungen, etc.)
f) Vermehrte öffentliche Investitionen und Konjunktur-Pakete, dabei auch mehr Infos zu Staats/Firmenbeteiligungen und Schutz vor dem von Investoren/Spekulanten „Gekauft-Werden“
etc.
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Hinweis: Die rund 50 Interviews umfassende qualitative Umfrage unter Chefs und Chefinnen von Mittelstandsbetrieben (EPU, Startups, KMU, Familienbetriebe, Freiberufler) der Plattform “Lobby der Mitte” beleuchtet die Entwicklung aus Sicht des Rückgrats der Wirtschaft: Das Verständnis für die medizinische Notwendigkeit der “Shut down”-Maßnahmen ist groß. Gleichzeitig zeigt sich in einer Mischung aus Sorge und auch Panik, ob a) die richtigen langfristigen strategischen Konsequenzen aus der Corona-Krise, der Weltwirtschaftskrise und der Klimakrise (die aktuelle Trockenheit ist nur eine von unzähligen Warnungen) gezogen werden und b) ob sie selbst – und dabei die besonders negativ betroffenen Teile des unternehmerischen Mittelstands wie Gastronomie, Hotellerie, Lebensmittel-Erzeugung, Kleinhandel, etc. – eine faire Chance bekommen, halbwegs unbeschadet aus der für sie extrem gefährlichen Situation wieder heraus zu kommen.
Die Auswertung im Detail (mit Anzahl Nennungen)
Zur 1. Frage: Wie geht es Ihnen jetzt? Welche Probleme sind durch Corona bei Ihnen im Unternehmen entstanden?
a) Mittelmäßig, teilweise gut, teilweise nicht so gut: 23
b) Schlecht und eher schlecht: 17
c) gut und eher gut: 10
2. Frage: Was ist jetzt Ihre spezifische unternehmerische Strategie mit der Corona-Krise umzugehen um nachher möglichst gestärkt daraus hervorzugehen ? (Mehrfachnennungen waren möglich)
a) Aktiver Kundenkontakt mit Telefon, Video-Gesprächen, Web-Kommunikation und Online-Angeboten: 16
a) (gleichauf) Abarbeiten, Ballast abwerfen, Ausmisten, Prioritäten setzen: 16
b) Neue flexible, angepasste Produkte, ein Aufrüsten mit Innovationen: 12
b) (gleichauf) Kostenreduktion und Kurzarbeit: 12
c) Kooperieren, Zusammenarbeit in der Wirtschaft: 11
d) Investments in Nachhaltigkeit, Regionalität, Umwelttechnologie, Ressourcen-Autonomie: 10
e) Liquidität sichern: 9
f) Team-Motivation, Schutz und Achtsamkeit für Mitarbeiter, Schichtwechsel: 8
3. Frage: Wie kann sich der österr. Mittelstand (EPU, KMU, Fam.betriebe, Freiberufler mit ihren Mitarbeitern und Partnern) generell und als Ganzes wieder aufrichten und auch über sich hinauswachsen?
a) Nachhaltigkeit, Kreislauf-Denken, Regionalisierung: 19
b) Mut zur Veränderung, Anpassung an neue Chancen, Optimismus: 17
c) Kreativität & Innovation: 14
d) Wenn die Konsumenten umdenken, Konsumverhalten beeinflussen, Mehr Aufmerksamkeit für österreichische und regionale Produktion und Unabhängigkeit: 9
e) Als Lobby und Interessenvertretung stärker und gemeinsam auftreten, mehr Durchsetzungsfähigkeit: 8
f) Durchmachen, nicht aufgeben, hart arbeiten: 7
g) Loyalität der Mitarbeiter, Fürsorge für Mitarbeiter: 6
4. Frage: Was ist das Wichtigste, das die Regierung und die öffentliche Hand dazu beitragen sollten?
a) Fairness bei der Unterstützung und Belastung, keine Umverteilung von Mittelstand zu den Konzernen und Superreichen, Ausgewogenheit in der Umverteilung, Rücksichtnahme auf die Eigenkapital-Erfordernisse des Mittelstands, mehr Sichtbarkeit für den Mittelstand: 20
b) Eine langfristige Politik der zukunftsweisenden Entscheidungen, des Lernens aus allen bisherigen Fehlentwicklungen (wie Umweltzerstörung und Kapitalismus-Diktat), der Nachhaltigkeit und der (Rück-)Verlagerung der Erzeugung vitaler Produkte nach Österreich; mehr Durchsetzungskraft für den Mittelstand: 17
b) (also gleichauf) die Reduktion der Bürokratie – sowohl bei den Unterstützungen als auch generell, als grundsätzliche Entlastung: 17
c) Rasche Hilfe beim Erhalt der Liquidität (naturgemäß von Branchen mit geringem Eigenkapital-Anteil): 15
d) Die Einschränkungen rasch zu beenden – wohl nicht an erster Stelle, weil viele Aufhebungen und Öffnungen knapp bevor stehen bzw. erwartet werden: 10
e) Ehrlichkeit und Klarheit in der Information um sich optimal einstellen zu können (betrifft auch die Erwartungen, Aussichten, Prognosen bez. Inflation, Umverteilung, Konjunktur-Paket, weiteren Förderungen, etc.): 8
e) (gleichauf) Konzerne (vor allem internationale Online- und Daten-Konzerne) nicht zu Hauptprofiteuren der Krise werden lassen, Steuergerechtigkeit (siehe auch Fairness!): 8
f) Vermehrte öffentliche Investitionen und Konjunktur-Pakete, dabei auch mehr Infos zu Staats/Firmenbeteiligungen und Schutz vor dem von Investoren/Spekulanten „Gekauft-Werden“ etc.: 6
g) Kein Überwachungsstaat, mehr Selbstbestimmtheit und Eigenverantwortung für die Menschen, demokratische Freiheiten erhalten: 4
Diese Ergebnisse sind (Sample 50 Befragte) als qualitative Ergebnisse und nicht als quantitativ-repräsentativ zu betrachten – durch den guten Mix vermuten wir aber, dass sie doch ziemlich richtig die Stimmung der engagierten, nachhaltigen und verantwortungsvollen Mittelstands-Betriebe wiedergeben.
Stehe für alle Fragen zu diesen Ergebnissen und Erkenntnissen zur Verfügung.
Wolfgang Lusak
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Mag. Wolfgang Lusak
ist Unternehmensberater, Coach für nachhaltig orientierte Innovationsprojekte und Kooperationen sowie ehrenamtlicher Gründer und Betreiber der Mittelstands-Plattform Lobby der Mitte mit rund 1000 Follower und einem Netzwerk/Blog-Leser-Kreis von 100.000en Mittelstands-affinen Menschen www.lusak.at www.lobbydermitte.at