Egger (ÖVP) über Corona und Mittelstandspolitik

Mit verständnisvollem Ton, hoher Sachkompetenz und dem „ÖVP-Gen“ in den Adern nimmt als Nächster Wirtschaftsbund-Generalseketär Kurt Egger zu unsere 4 Fragen Stellung und versucht die Angriffe und Vorhaltungen von Sepp Schellhorn und Christoph Matznetter abzuwehren.

Dies ist die vierte bei uns eingelangte Beantwortung zu unserem an die Wirtschaftssprecher aller Parteien gerichteten  4-Fragen- Interviewansuchen vom 6. April zum Thema „Aktuelle CORONA- & MITTELSTANDS-POLITIK“. Und schon treffen weitere Interviews bei uns ein. Viele harte Bandagen inbegriffen.

„Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Reformen umzusetzen und ungenutzte Potentiale zu erschließen.“

 

  1. Wie sehen Sie die Pandemie-Situation für Österreich jetzt?

Der volkswirtschaftliche Schaden, den jeder Tag Lockdown hinterlässt, ist enorm und auch die Selbstdisziplin der Menschen sich an die Regeln zu halten lässt nach. Neben der Frustration über die anhaltenden Lockdowns ist auch eine gewisse Sehnsucht spürbar: Unsere Betriebe sehnen sich danach wieder zu öffnen, die Menschen wollen arbeiten und freuen sich darauf wieder zu konsumieren. Mit der Impfung und der weltweit größten Teststrategie, gilt es nun möglichst viele Menschen mit an Bord zu holen und verständlich zu machen, dass jeder einen Beitrag zur wirtschaftlichen Öffnung leisten kann.

  1. Wie stark ist die Belastung der Wirtschaft, welche Langfristauswirkungen erwarten Sie?

Die Corona-Krise hat die gesamte Weltwirtschaft ins Wanken gebracht: Unterbrochene Lieferketten, die einbrechende Konjunktur und der Verlust von Arbeitsplätzen ist global spürbar. Österreich ist im Vergleich zu anderen Ländern besser durch die Krise gekommen, aber jeder geschlossene Tag, gefährdet unternehmerische Existenzen und Arbeitsplätze. Sobald ein sicheres Aufsperren möglich ist, gilt es die Konjunktur zu beleben, Unternehmen zu entlasten und mit dynamischen Arbeitsmodellen nachhaltige Jobs zu schaffen. Mittlere und kleine Einkommen zu stärken, um den privaten Konsum anzuregen, wird ebenfalls eine wichtige Rolle zukommen. Unser Erfolg wird auch davon abhängen, wie schnell unsere Nachbarländer durch die Krise kommen. Prinzipiell bin ich hoffnungsvoll, dass mit den richtigen Maßnahmen eine Rückkehr zur alten Größe in den nächsten Jahren möglich sein wird.

  1. Was hat die Regierung bisher gut gemacht, was nicht?

Die Corona-Krise ist für die heimische Wirtschaft, Betriebe und Mitarbeiter die größte Umbruchsphase seit dem zweiten Weltkrieg.  Förmlich über Nacht hat sich unser soziales Leben, unser Alltag und unsere Arbeitsweise radikal verändert. Die Bundesregierung hat schnell reagiert und in dieser komplett neuen Situation mit den EU-weit größten Corona-Hilfspaketen sichergestellt, dass möglichst viele Betriebe und Arbeitsplätze sicher durch die Krise gebracht wurden.

Zeitgleich hat uns die Krise auch gezeigt, wo es Aufholbedarf gibt, um unseren Wirtschaftsstandort und unsere Betriebe im Ganzen zu stärken. Wir müssen Fortschritt und Innovation nützen, um die heimische Wirtschaft voranzutreiben, Digitalisierung ausbauen und künftige Generationen auf neue Krisen vorbereiten. Ich glaube nicht, dass es jetzt darum geht Politiker an den Pranger zu stellen, jeder hat in dieser Ausnahmesituation sein Bestes gegeben. Vielmehr sollte es um eine konstruktive Analyse des Geschehenen gehen. Fehler, die gemacht wurden, können uns nur voranbringen, wenn wir bereit sind daraus zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Reformen umzusetzen und ungenutzte Potentiale zu erschließen.

  1. Was möchten Sie dem – teilweise sehr hart betroffenen – unternehmerischen Mittelstand (EPU, KMU, Familienbetriebe und Freiberufler) jetzt mit auf den Weg geben?

Der unternehmerische Mittelstand, das Rückgrat der österreichischen Wirtschaft, hat in der Krise bewiesen, dass die Unternehmer auf große Herausforderungen schnell reagieren und innovative Konzepte vorantreiben. Viele Unternehmen entwickelten kreative Ideen und nutzen die Digitalisierung, um ihr Business zu sichern. Das hat abermals gezeigt, dass es unsere Betriebe sind, die mit ihrem Unternehmergeist Wege aus der Krise schaffen. Dieser Unternehmermut ist bewundernswert und Treiber für Fortschritt in unserem Land. Diesen gilt es in Zukunft zu bewahren und langfristig abzusichern. Zeitgleich gibt es Branchen die von der Krise besonders hart betroffen sind und denen viel abverlangt wird. Doch das Licht am Ende des Tunnels rückt näher – gemeinsam werden wir die Krise und den Aufschwung meistern. Heimische Betriebe auch nach der Krise nachhaltig zu entlasten ist für die wirtschaftliche Entwicklung von enormer Bedeutung. Als Wirtschaftsbund werden wir uns deshalb auch weiterhin dafür einsetzen den unternehmerischen Mittelstand zu entlasten, Bürokratie abzubauen und den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen.

Mag. (FH) Kurt Egger

Generalsekretär Wirtschaftsbund Österreich,
Mozartgasse 4, A – 1041  Wien
www.wirtschaftsbund.at

T: +43 1 505 47 96 – 42

 

Kategorie: