Grüne Jobs durch Photovoltaik-Forschung

Wir bringen diesen aktuellen Bericht der Wienerzeitung zum Thema „grüne Jobs“ und „grünes Investment“, weil er einen interessanten Einblick in neue F&E-Entwicklungen in der Umwelt- und Solarenergie-Technologie gibt und auch aufzeigt, wie Unternehmen mit ihren Koop-Plattformen versuchen einen Trend bzw. Hype für sich zu nutzen. Immerhin hatte die österreichische Solarenergie-Forschung seit 2016 Rückgänge – vermutlich durch die Dominanz der Chinesen auf diesem Markt und die bisherige globale und unverantwortliche Nachlässigkeit im Umgang mit dem Klimawandel. Da wendet sich aber jetzt das Blatt wieder.
Foto: © Ulbrich of Austria GmbH / Mag. Paul Szima.

Grüne Jobs durch Photovoltaik-Forschung

Solarenergie wird zur Schlüsseltechnologie für die Energiewende. Wenn 2030 der Strom zu 100 Prozent (bilanziell) aus erneuerbaren Energien stammen soll, muss der Ausbau der Photovoltaik (PV) kräftig an Fahrt aufnehmen. Sie macht den Löwenanteil an der Energiewende aus: 11 Milliarden Kilowattstunden müssen zusätzlich errichtet werden – sechsmal so viel PV-Leistung wie derzeit in Österreich installiert ist. „Photovoltaik kann die billigste Form der Stromerzeugung sein, und sie wird uns künftig überall begegnen“, sagt Hubert Fechner, Obmann der Technologie-Plattform Photovoltaik bei einem Pressegespräch.

Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) sind die Rahmenbedingungen für den Ausbau der Photovoltaik auf den Weg gebracht. „Was nicht auf Schiene ist, sind die Ausgaben der öffentlichen Hand für Forschung und Innovation“, sagt Fechner. Von 2011 bis 2019 sind die Ausgaben für Photovoltaik-Forschung zurückgegangen. 2016 standen etwa noch elf Millionen Euro für die Forschung zur Verfügung. Die Technologieplattform Photovoltaik erwartet für heuer nur noch knapp vier Millionen Euro.

Seit 2016 ging auch die Zahl der Arbeitsplätze in der Photovoltaik-Forschung zurück. Durch den Rückgang an Förderungen droht eine Abwanderung von Fachkräften und Infrastruktur. „Es wird uns nicht leicht gemacht, gute Projekte einzureichen. Wenn das so weitergeht, werden einige gute Leute Photovoltaik hinter sich lassen“, sagt Gernot Oreski vom Polymer Competence Center Leoben.

Dabei müssen sich österreichische Unternehmen im Photovoltaik-Bereich nicht verstecken. Der heimische Sektor produziert alles, von hochwertigen Solarmodulen über Wechselrichter bis hin zu speziellen Verbindungstechnologien für die Module. Heimische Firmen mischen auch am internationalen Markt mit: Exportanteile von 95 Prozent sind keine Seltenheit. Die nötigen Fachkräfte werden in Universitäten und Fachhochschulen ausgebildet.

Bei der PV-Technologie gibt es noch reichlich Luft nach oben. Derzeit beträgt der Wirkungsgrad 20 Prozent. „In der Forschung haben wir doppelt so hohe Werte. Das Potenzial ist noch sehr groß“, sagt Fechner. Recycling von PV-Modulen rückt weiter in den Vordergrund.

Innovation sichert Jobs

Innovationen kosten aber Geld. „Unternehmen ziehen sich zurück, weil es keine öffentlichen Finanzierungen mehr gibt“, sagt Fechner. Die Branche fordert deshalb von der Bundesregierung eine Photovoltaik-Forschungsinitiative. In der Startphase seien dafür jährlich 40 bis 60 Millionen Euro an Forschungsförderung erforderlich. „Der Weltmarkt bei Photovoltaik wird sich jetzt massiv entwickeln. Österreich hat eine sehr innovative Industrie. Forschung und Entwicklung gehören darum gestärkt“, fordert Fechner.

Wie wichtig Gelder für Forschung und Entwicklung sind, zeigt Ulbrich of Austria. Das Unternehmen produziert seit 2007 im Nordburgenland Verbindungselemente für Photovoltaik-Module. Ulbrich, eine Tochter des US-Unternehmens Ulbrich Solar Technologies, beschäftigt 55 Mitarbeiter. 25 Prozent von ihnen sind Ingenieure. Inzwischen ist Ulbrich der letzte Hersteller dieser Technologie in Europa.

„Wir konnten den Standort und die Arbeitsplätze nur erhalten, weil wir in Forschung und Entwicklung investiert haben“, sagt Peter Berghofer, Geschäftsführer von Ulbrich of Austria gegenüber der „Wiener Zeitung“. Um diese Position halten zu können, sei eine laufende Weiterentwicklung unbedingt erforderlich.

60 Prozent des Umsatzes sind das Resultat von Forschungsprojekten der vergangenen Jahre. „Wir dürfen nicht aufhören, neue Produkte zu entwickeln“, sagt Berghofer. Man habe immer für einen lokalen Markt und regionale Arbeitsplätze gekämpft. Doch vieles aus der Fertigung von Solarmodulen wurde vernachlässigt, man habe die Abwanderung nach Asien in Kauf genommen, sagt Berghofer. Deutschland, Frankreich und Italien versuchen nun, die Forschung zurück nach Europa zu holen. Dazu braucht es aber finanzielle Unterstützung. „Man spürt, dass kein Geld da ist für interessante Forschung“, meint er. In den vergangenen drei Jahren hat das Unternehmen kein Forschungsprojekt mehr unterschrieben.

Der Ausbau der Photovoltaik bringt nicht nur sauberen Strom, sondern schafft auch Arbeitsplätze. Derzeit sind in Österreich zwischen 3.000 und 4.000 Menschen in der Photovoltaik-Branche beschäftigt. Nach Schätzung des Verbandes Photovoltaik Austria könnten bis 2030 bis zu 60.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Bericht von Michael Ortner (Redakteur der Wiener Zeitung)

Das Unternehmen Ulbrich of Austria entwickelt Solarzellenverbinder für Photovoltaik-Module und ist Mitglied im der österreichischen Technologie Plattform Photovoltaik  (TPP)

 

 

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