DIE ERGEBNISSE der Nach-Corona-Umfrage: Bei der ÖVP könnten die Alarmglocken läuten

Wir bringen diese Lobby der Mitte-Presseaussendung vom 26.5.2021 über die Ergebnisse unserer Mai-Online-Umfrage im unternehmerischen Mittelstand Österreichs (125 Teilnehmer) und auch Deutschlands (über 1700 Teilnehmer) über seine aktuelle Situation und Meinung zu Ende des Lockdowns und bei beginnendem Aufschwung (Gestalter des Fragebogens und Durchführer der Umfrage waren DI Dr. Martin Steiner & Mag. Wolfgang Lusak)

Nach-Covid-Umfrage: Mittelstand auf ungewisser Suche nach politischer Heimat & Warum bei der ÖVP die Alarmglocken läuten sollten

Die unabhängige Mittelstands-Plattform Lobby der Mitte hat jetzt im Mai 2021 in Österreich gemeinsam mit dem Senat der Wirtschaft eine „Post Covid“-Online-Umfrage mit 125 ihrer vorwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen durchgeführt. Außerdem wurden mit den gleichen Fragen zum ersten Mal auch in Deutschland Mittelstands-orientierte Bürger und KMU-Eigentümer befragt, und zwar von der Atlas-Initiative.

Da auch schon im November/Dezember 2020, also beim Anschwellen der 3. Corona-Welle und zu Beginn des bisher größten Lockdowns von Lobby der Mitte eine fast gleichlautende Umfrage (repräsentativ Bevölkerung & Online-Mittelstands-Community) durchgeführt wurde, sind interessante Vergleiche möglich. Wolfgang Lusak, der als Gründer der Lobby der Mitte seit 2008 repräsentative Bevölkerungs-Umfragen sowie Online-Befragungen und Interview-Serien im Mittelstands-Umfeld durchführt: „Wir wollten die aktuelle Stimmung an der Schwelle zum Aufschwung erfassen.“

Die wichtigsten Erkenntnisse der aktuellen Befragung in Österreich: 47% sehen sich als Wirtschaftstreibende von der Pandemie gar nicht oder sehr wenig betroffen, nur 8,2% sehen sich sehr betroffen. Lusak dazu: „Die Mittelstandsbetriebe scheinen mehrheitlich mit den Entschädigungs-Zahlungen der Regierung durchaus zufrieden zu sein. Sie fragen sich allerdings, wer das alles einmal bezahlen wird. Außerdem sind unsere Betriebe sehr B2B- und Nischenmarkt-orientiert, wodurch sie teilweise relativ gute Ergebnisse eingefahren haben. Wermutstropfen dabei: Über 50% befürchten aufgrund Pandemie, Versorgungsengpässen und Personalnot eine Inflation von über 5% und damit massive Schwierigkeiten in der Kalkulation sowie eine Entwertung von Ersparnissen.“

Mittelstand: Großes Selbstvertrauen aber geringes Vertrauen in Konzerne und Politik

95% bekennen sich zu den mittelständischen Werten „Leistung, Eigentum, Nachhaltigkeit & Fairness“ und 78% halten den Mittelstand für sehr wichtig für die Wirtschaft & Gesellschaft – das ist nahe an den vergleichbaren Befragungen vom Herbst 2020 und davor. Die Befragten des Mittelstands sind sich breiter Beliebtheit gewiss – was auch frühere Bevölkerungsbefragungen bestätigten – haben aber gleichzeitig sehr wenig Vertrauen in die „Big Player“: Fast 90% sehen sich als Österreich-Voranbringer Nr.1 (auch das bestätigten die Repräsentativ-Umfragen im Herbst 20) und nur zu 15-20% die Konzerne und Regierung, das Vertrauen in die internationale Finanz ist nahe Null. Lusak: „Der Mittelstand ist mit seinen Werten die einzige große Bevölkerungsgruppe (7% sind unternehmerischer Mittelstand, 32% Wertegemeinschaft Mittelstand), welche mit ihren ausgleichenden Haltungen und Taten die Spaltung der Gesellschaft mildert. Er empfindet es als unerträglich, einerseits klar staatstragender Wirtschaftsfaktor Nr. 1 zu sein und andererseits dennoch ignoriert, benachteiligt und ausgebeutet zu werden. Er möchte mehr Sichtbarkeit, größere Lobby-Durchsetzungskraft und faire Rahmenbedingungen bezüglich Steuern, Bürokratie, Kapital und Personal. (Grafik zu diesem Umfrage-Ergebnis)

Gabriele Stowasser, Vorstands-Mitglied des Senat der Wirtschaft: „Wieder einmal zeigt sich, dass der Mittelstand eine wichtige – wenn nicht sogar die wichtigste – Säule der österreichischen Wirtschaft darstellt. Das Selbstbewusstsein dieser Unternehmensgruppe ist mit Recht gerade in Zeiten der Krise um Covid gestiegen.“

Bei der ÖVP sollten die Alarmglocken läuten

Bei der Frage nach der für den Mittelstand wählbaren Partei führen die NEOS knapp vor „Keine der NR-Parteien“ und der ÖVP. Als Vierte werden mit deutlichem Rückstand die Grünen eingeschätzt, abgeschlagen sind FPÖ vor SPÖ. Das war im November 21 noch anders, da gab es eine „Keine der Parteien“-Mehrheit, gefolgt von ÖVP vor NEOS. Lusak erklärt dies mit a) in der Krise sucht man vermehrt Parteien-Schutz und b) die NEOS holen gegenüber der in Bedrängnis geratenen ÖVP etwas auf. Dazu käme, dass wesentliche Teile der Wirtschaft, vor allem der nachhaltig orientierte Mittelstand – und auch wenn sie keine Grünwähler sind – sich eine offensivere Umwelt- und Klimapolitik wünschen, was auch diesbezügliche aktuelle Petitionen unterstreichen würden. Lusak weiter: „Die grundsätzliche Unzufriedenheit des Mittelstands mit der Wirtschaftspolitik führt ihn in eine ungewissen Suche nach Alternativen im politischen Angebot. Bei der ÖVP sollten eigentlich die Alarmglocken läuten.“ (Grafik zu diesem Umfrage-Ergebnis)

Zur Gesamt-Politik kam bei der Umfrage unter den im Mittelstand Befragten jetzt auch heraus, dass es viel weniger Staatseingriffe, weniger Zentralstaat geben sollte und mehr Raum für mittelständische Entfaltung und direkte Demokratie. Lobby der Mitte-Online-Umfrage-Leiter Martin Steiner: „Auch die im Herbst befragte Bevölkerung sah eine diesbezügliche Divergenz zwischen dem Wunsch der Bevölkerung nach freier und regionalisierter Wirtschaft und dem zentralistischen Handeln der Politik. Sowohl in der repräsentativen Befragung aller Österreicher als auch in der Befragung der EPU & KMU war bereits im Herbst 2020 der Wunsch des Wählers nach Orientierung der Politik in Richtung dezentraler mittelständischer Wirtschaftspolitik ersichtlich. Dieses befürchtete diametrale Handeln der Politik tritt in den aktuellen Umfragen in Österreich – aber auch in Deutschland – noch deutlicher zu Tage!“

Gabriele Stowasser: „Wie man an vielen Beispielen sehen kann, kommen die kurzfristigen, aber auch nachhaltigen Lösungen direkt aus der mittelständischen Praxis. Man kann sich also auf diese Gruppe größtenteils mehr verlassen als auf Lösungsvorschläge vom Schreibtisch. Dennoch bräuchte es für die Zeit nach Covid eigene, gerechte, mittelständische Programme, um nicht Gefahr zu laufen, diese entscheidende Tragesäule der Wirtschaft zerbröckeln zu sehen.“

Deutsche Mittelständler unzufriedener mit Regierung und Wirtschaftssituation

Dem Lobby der Mitte-Partner Atlas-Initiative gelang es in Deutschland immerhin 1700 ihrer mittelstandsnahen Mitglieder zu befragen. Lusak und Steiner: „Wir sind noch in den Auswertungen. Aber was man jetzt schon sagen kann ist, dass sich die deutschen Befragten genauso stark wie die österreichischen zu den Werten des Mittelstands bekennen.“ Auch sonst seien die Tendenzen ähnlich, in Summe aber deutlich heftiger. Es gäbe dort signifikant mehr Unzufriedenheit mit den Regierungsparteien, mit zentralstaatlichen Vorgangsweisen und ihrer persönlichen Wirtschaftslage. Steiner: „31,5% sehen Ihre wirtschaftliche Situation eher nicht gefährdet, hingegen sehen 34,9% Ihre wirtschaftliche Situation eher akut gefährdet. Es fühlen sich also die deutschen Mittelständler wesentlich mehr als  „Krisenverlierer“ als die in Österreich.“ Lobby der Mitte verspricht nach weiteren Analysen noch mehr Details dazu zu liefern.

Link zur Übersicht bzw. zur gesamten Mai-Umfrage-Auswertung Österreich mit Grafiken (LdM, SdW; n=125): 

Link zur Vergleichs-Umfrage im Herbst 2021 (LdM, Bevölkerung repräsentativ n = 1000 und Mittelstand n = 110) 

Link zum Fragebogen.

Kontakt: Wolfgang Lusak
office@lusak.at, 01 315 45 36 www.lobbydermitte.at

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