Wir bringen einen Bericht bzw. eine Presseaussendung des AKV um dem Mittelstand einen Überblick über die Insolvenzsituation zu geben. Danke an die verlässlichen AKV-Experten und Dir. Musser, hier der Link zur Original-AKV-Insolvenz-Statistik 2022
Vorweg gibt hier Lobby der Mitte einen ÜBERBLICK
über die Insolvenz-Entwicklung von 2009 bis 2022 aus diversen AKV-Statistiken in Österreich:
- 2009: 3157
- von 2009 an sank die Anzahl konstant und viel dann in 2015 bis auf: 5265
- 2016: 5463
- 2017: 8054
- 2018: 11304 (Höchststand der bisherigen 2000er-Jahre)
- 2019: 5139
- 2020: 5292 (1. Pandemie-Jahr mit ersten Stützungen)
- 2021: 3017 (2. Pandemie-Jahr mit weiteren starken Stützungen)
- 2022: 4967 (3. Pandemie-Jahr mit abnehmenden Stützungen) – um 65% mehr als in 2021
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HIER NUN ZUR PRESSEAUSSENDUNG
DIE AKV INSOLVENZSTATISTIK – GESAMTJAHR 2022
(verkürzt)
FIRMENINSOLVENZEN 2022 im Vergleich zu 2021
Eröffnete Insolvenzverfahren 2022 2 900 – 2021 2 060 + 40,78 %
Verfahrensabweisungsbeschlüsse 2022 2 067 – 2021 957 + 115,99 %
Firmeninsolvenzen Gesamt 2022 4 967 – 2021 3 017 + 64,63 %
Die gesamten Firmeninsolvenzen haben gegenüber dem Jahr 2021 um 64,63 % zugenommen. Dabei haben die eröffneten Firmeninsolvenzen haben in allen Bundesländern exorbitant gegenüber dem Jahr 2021 zugenommen. Die größte Zunahme verzeichnet Vorarlberg (+ 121,88 %), gefolgt von Oberösterreich (+ 75,43 %) und Salzburg (+ 55,24 %). Bereits für die Jahre 2020 und 2021 hat der AKV aufgezeigt, dass während der Pandemie im Vertrauen auf staatliche Stützungsmaßnahmen eine drastische Verlagerung der Insolvenzeröffnungen von Eigen- zu Gläubigeranträgen feststellbar ist. Die Bereitschaft der Unternehmungen ihre Zahlungsunfähigkeit einzugestehen hat abgenommen. Damit sind auch zunehmende Verletzungen von Insolvenzantragspflichten verbunden. Während vor der Pandemie die Eröffnung von Firmeninsolvenzen weitgehend gleichmäßig auf Eigen- und Gläubigeranträge verteilt war, zeichnet sich für das Jahr 2020 ein anderes Bild.
Für das Jahr 2022 ist daher ebenfalls charakteristisch, dass annähernd zwei Drittel (65,38 %) der Insolvenzeröffnungen nicht auf Initiative des schuldnerischen Unternehmens, sondern über Antrag von Gläubigern erfolgten. Eine weitere bedenkliche Entwicklung ist im Bereich der Insolvenzabweisungen mangels Masse feststellbar. Diese haben sich von 957 auf 2 067 Fälle mehr als verdoppelt (+ 115,99 %). In diesen Fällen ist nicht einmal ein Vermögen von EUR 4.000,– zur Deckung der Verfahrenskosten vorhanden, sodass ein formelles Insolvenzverfahren nicht einmal eröffnet wurde. Diese Entwicklung dokumentiert, dass während der Pandemie zahlreiche Unternehmen trotz bereits vorliegender Vermögenslosigkeit die staatlichen Stundungen in Anspruch genommen haben und erst jetzt in den Verfahrenszahlen ihren Niederschlag finden.
Entwicklung in den letzten Monaten
Hervorzuheben ist, dass sich durch die staatlichen Corona – Unterstützungsmaßnahmen ein Rückstau von mehr als 2 000 Firmeninsolvenzen seit dem Jahr 2020 aufgebaut hat und mit Auslaufen der Stundungen wiederum vermehrt Insolvenzanträge seitens der öffentlichen Hand gestellt werden. Darin manifestiert sich nicht nur ein Anstieg der Gläubigeranträge, sondern auch der Anteil der öffentlichen Abgaben an den Gesamtverbindlichkeiten hat zugenommen.
Die inflationäre Entwicklung, verbunden mit den gestiegenen Energie- und Produktionskosten, hat zuletzt auch größere Unternehmungen gezwungen, einen Eigenantrag auf Insolvenzeröffnung zu stellen, wobei gegenüber 2021 einer heblicher Anstieg der Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung auf 235 Verfahren feststellbar ist. Die Gesamtpassiva sind im Jahr 2022 um 29,34 % sowie die Anzahl der gefährdeten
Arbeitsplätze um 52,16 % gestiegen,
Insolvenzen in den Branchen
Die meisten Dienstnehmer, nämlich 2 072, waren im Jahr 2022 von Bauinsolvenzen betroffen, gefolgt vom Handel mit 1 976 betroffenen Dienstnehmern. Die Branche mit den zahlenmäßig meisten Insolvenzeröffnungen war die Baubranche (585), gefolgt vom Handel (480) und der Gastronomie (372).
Wöchentlich werden über das Vermögen von 56 Unternehmen in Österreich Insolvenzverfahren eröffnet.
Ergänzend informieren wir Sie darüber, dass im Gesamtjahr 2022 2 469 Firmeninsolvenzen beendet bzw. abgeschlossen wurden. In 667 Verfahren (27,01 %) wurde mit den Gläubigern ein Sanierungsplan abgeschlossen. Bei 188 Einzelunternehmen (7,61 %) wurde nach Schließung des Unternehmens ein Zahlungsplan vereinbart. In mehr als einem Drittel der Verfahren kommt es daher zur Annahme von Entschuldungsvorschlägen, ein international hervorragender Wert. Anderseits endeten 699 Verfahren (28,31 %) mit einem Totalausfall für die
Gläubiger.
Ausblick Firmeninsolvenzen mit Corona-Nachholeffekten
Die 2 900 Insolvenzeröffnungen liegen nur mehr knapp unter dem Wert vor der Pandemie im Jahr 2019, in welchem über das Vermögen von 3 044 Unternehmen ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde. In den letzten drei Jahren hat sich ein Insolvenzrückstau von mehr als 2 000 Firmeninsolvenzen aufgestaut. Dieser Corona–Nachholeffekt wird derzeit verstärkt von der inflationären Entwicklung, den gestiegenen Energie- und Produktionskosten, vermeintlichen Produktionsstopps aufgrund von Lieferengpässen und Personalnot sowie einem vorhersehbaren Konsumrückgang durch sinkende Kaufkraft der Konsumenten und Kunden durch Teuerungen und Inflation. Die neuen Kreditrichtlinien und eine damit verbundene „Kreditklemme“ werden auch am Immobilien- und Finanzdienstleistungssektor Insolvenzen auslösen. So verzeichnen
Bauträger nicht nur rückläufige Verkäufe, sondern vereinbarte Pauschalpreise verhindern oft die Weitergabe der gestiegenen Preise und eine Weiterfinanzierung begonnener Projekte.
Wir werden daher im Jahr 2023 mit einem weiteren Anstieg der Firmeninsolvenzen rechnen müssen, welcher das Vorkrisenniveau 2019 überschreiten wird.
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