Und wo bleiben wir?
Es ist immer wieder das gleiche Spektakel. In Davos trifft sich Reich & Mächtig. Aus aller Welt werden Politiker und Fachleute dazu geladen, welche das „Green Washing“ und „so Tun als ob man sozial engagiert wäre“ erleichtern. Draußen und vor allem in den Medien schäumen die Wirtschafts-Globalisierungsgegner, Umweltorganisationen und Armutsbekämpfer. Und diejenigen, die eine Lösung zu bieten haben, die am meisten für eine Verbesserung leisten, bleiben weitestgehend ignoriert.
Das Motto des gerade beginnenden Weltwirtschaftsforums 2023 in Davos (WEF) lautet „20 Jahre Open Forum Davos: Unsere Umwelt – Lehren, Herausforderungen und Chancen“. Außerdem werden jede Menge Umweltexperten und Sozialorganisations-Vertreter zu dem „Open Forum“ eingeladen. Das klingt doch ganz gut, konstruktiv und verantwortungsvoll, oder? Dem gegenüber meldet die Armutsbekämpfungs-Organisation OXFAM, dass unter dem Strich Konzerne und Superreiche die Gewinner von Corona-Pandemie und Energiekrise seien. Oxfam errechnete, dass das reichste Prozent der Weltbevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie rund zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses kassiert hat.
Der Mittelstand sieht daher all diese widersprüchlichen Events, Aussagen und Entwicklungen mit Unbehagen und Ärger. Denn einmal mehr ignorieren globale Konzernwirtschaft, globale Armutsbekämpfungs-Organisationen und Medien, dass die mittelständische Wirtschaft in dieser Auseinandersetzung unter die Räder kommt. Weil sie immer noch den Großteil der Steuerzahlungen für den Sozialstaat schultert und zumeist gar nicht so reich bis selbst arm ist. Weil sie gegenüber Steuer-privilegierten Kapitalgesellschaften und globalen Steuerflucht-Maßnahmen der Reichen benachteiligt und ausgebeutet wird. Weil sie im Medien-Konzert über die „Reichsten der Reichen“ und „Ärmsten der Armen“ nicht vorkommt und daher auch keinen politischen Druck gegen ihre vielfältigen Benachteiligungen aufbauen kann. Weil sie im Schwarz-Weiß-Bild der westlichen Wirtschafts- und Sozialpolitik kaum vorkommt und dadurch umso leichter ignoriert werden kann. Die Lobby der Mitte beweist seit 15 Jahren für Österreich, dass die Lobby-Macht der Konzerne, Banken, Investoren und Kapitalismus-hörigen Staaten weiter steigt, während die Durchsetzungsfähigkeit von EPU, KMU und Selbständigen permanent sinkt. Ähnliches gilt in ganz Europa.
Liebe WEF-Mitglieder: Habt Ihr kapiert, dass mit dem unternehmerischen Mittelstand auch Eure Lieferanten und Kunden zugrunde gehen? Liebe OXFAM- und sonstigen Gerechtigkeits-Aktivisten: Ist Euch klar, dass es den Menschen ohne Mittelstand noch viel schlechter gehen wird, weil er für faire Arbeitsplätze, nachhaltige Innovationen, guten Lehrlings-Nachwuchs, regionale Nahversorgung und ausreichend volle Steuertöpfe sorgt?
Lesen Sie hier 2 Berichte, der erste vom Weltwirtschaftsforum, der zweite von Oxfam. Beide geschrieben zum Anlass der Weltwirtschaftsforum-Eröffnung. Vom wahren Herz, Hirn und Rückgrat der Wirtschaft, vom Mittelstand ist in diesen nichts zu lesen. Die generelle Spaltung und Polarisierung aber auch die Ignoranz der kapitalistischen und sozialistischen Pressure-Groups tötet damit die Mitte der Gesellschaft. Die Lobby der Mitte protestiert. Im Namen aller.
Wolfgang Lusak
1. Zwanzig Jahre Open Forum Davos: Unsere Umwelt – Lehren, Herausforderungen und Chancen
Im Rahmen des World Economic Forum Annual Meeting 2023 widmet sich das diesjährige Open Forum Davos dem Thema Our Environment: Lessons, Challenges and Opportunities. Dies ist das 20. Jahr des Open Forum, in dem Sitzungen stattfinden, die verschiedene Gruppen aus der ganzen Welt willkommen heißen, um zuzuhören und Erfahrungen mit Experten und Führungskräften auszutauschen. Gesprächsthemen sind unter anderem einige der drängendsten Themen für Klima, Natur und Mensch.
Die Ausgabe 2023 des Open Forum zieht eine Bestandsaufnahme der Lektionen, die wir gelernt haben, und der größten Herausforderungen, denen wir im Kampf um die Stabilisierung des Klimas, den Stopp des Zusammenbruchs der Natur, die Verbesserung der Ernährungssicherheit, den Übergang zu sauberer Energie und die Unterstützung der von der Krise am stärksten betroffenen Gemeinden gegenüberstehen. Führungskräfte aus allen Lebensbereichen werden Möglichkeiten und Lösungen für die vielen Umweltkrisen erkunden, mit denen wir konfrontiert sind. Jede Sitzung des Open Forums, die unterschiedliche Meinungen und Hintergründe umfasst, um gerechte und nachhaltige Lösungen in der Klimakrise zu finden, wird regionale, generationelle und andere soziodemografische Unterschiede berücksichtigen.
Mehr indigene Führer, insbesondere Frauen, werden teilnehmen als je zuvor. Dazu gehören: Hindou Oumarou Ibrahim, Präsidentin der Vereinigung indigener Frauen und Völker des Tschad; Jocelyn Formsma, CEO of National Association of Friendship Centres; Fawn Sharp, Präsident des National Congress of American Indians USA; Maickson dos Santos Serrão, Global Shaper und Vizekurator des Manaus Hub Brasilien; und Helena Gualinga, Mitbegründerin des Indigenous Youth Collective of Amazon Defenders.
In Zusammenarbeit mit YouTube wird der Gastgeber von „Nas Daily“, Nuseir Yassin, eine Diskussion über technologische Innovationen für Klima und Natur leiten. Yassin wird von der Musikerin und Philanthropin will.i.am, dem Sea6 Energy Pvt Limited-Führer Sowmya Lakshmi Balendiran, Global Shaper Maickson dos Santos Serrão und Inari-CEO Ponsi Trivisvavet begleitet.
Mehr als 1 Milliarde Menschen leben mit einer Behinderung und gehören zu denen, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind. Im Gespräch mit den anderen Podiumsteilnehmern wird der Schweizer Autor Christoph Keller untersuchen, wie Möglichkeiten für Inklusion und Menschen mit Behinderungen geschaffen werden können.
Eine Sitzung, die gemeinsam mit Jugendlichen der Pfadfindergruppe „Battasendas Viamala“ aus dem Kanton Graubünden gestaltet wurde, wird diskutieren, wie sich aktuelle Lebensstile und organisatorische Praktiken ändern müssen, um die Gesundheit des Planeten wiederherzustellen und das Wohlergehen heutiger und zukünftiger Generationen zu schützen.
Eine weitere Sitzung mit Studierenden der International School of Zug und Luzern befasst sich mit der Frage, wie Multi-Stakeholder-Engagements und Partnerschaften aufrechterhalten werden müssen, um die Dynamik des Klimaschutzes aufrechtzuerhalten.
2. Oxfam kritisiert Konzerngewinne bei steigender Armut
entnommen dem Handelsblatt 16.1.23
Diskussionsstoff für das Weltwirtschaftsforum: Die Reichen werden in der Krise nur noch reicher, sagt Oxfam. Die politische Forderung ist klar – wird aber nicht von allen gern gehört.
Davos Vor dem Start des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos hat die Entwicklungsorganisation Oxfam mit Nachdruck vor steigender Ungleichheit in der Welt, aber auch in Deutschland gewarnt. Erstmals seit 25 Jahren hätten extremer Reichtum und extreme Armut zuletzt gleichzeitig zugenommen.
Durch den deutlichen Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise im vergangenen Jahr seien Milliardäre noch reicher geworden. „Während Millionen Menschen nicht wissen, wie sie Lebensmittel und Energie bezahlen sollen, bringen die Krisen unserer Zeit gigantische Vermögenszuwächse für Milliardärinnen“, sagte Oxfam-Referent Manuel Schmitt.
Wie aus dem Bericht der kapitalismuskritischen Organisation zur WEF-Jahrestagung in Davos hervorgeht, haben 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne weltweit ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Sie erzielten demnach 306 Milliarden US-Dollar an Zufallsgewinnen und schütteten 257 Milliarden US-Dollar (84 Prozent) davon an Aktionärinnen und Aktionäre aus. Oxfam definiert hier Gewinne als Zufallsgewinne, wenn sie den Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 um zehn Prozent oder mehr übersteigen.
Oxfam sieht Konzerne und Superreiche als Gewinner der Energiekrise
Unter dem Strich seien Konzerne und Superreiche die Gewinner von Corona-Pandemie und Energiekrise, hielt Oxfam fest. So habe das reichste Prozent der Weltbevölkerung seit Beginn der Corona-Pandemie rund zwei Drittel des weltweiten Vermögenszuwachses kassiert. In Deutschland sei der Trend noch deutlicher: Vom Vermögenszuwachs, der 2020 und 2021 in Deutschland erwirtschaftet wurde, entfielen demnach 81 Prozent auf das reichste eine Prozent der Bevölkerung.
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