Er nimmt zu: Der Aufschrei vom Mittelstand über seine permanente Benachteiligung, die ihn in der Krise doppelt trifft wird immer lauter. Wir bringen diesen Artikel von Finanz.at und darunter weitere Link zu ähnlichen Pressemeldungen – weil es letztlich eine europaweite Mittelstands-Allianz geben muss.
Mittelstand fordert bessere Standortbedingungen
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)–Führende Wirtschaftsverbände haben die Politik zu einer Verbesserung der Standortbedingungen für den Mittelstand gedrängt. „Der Wirtschaftsstandort Deutschland braucht dringend zukunftsfähige politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, die dem Mittelstand eine echte Perspektive bieten“, erklärte die Arbeitsgemeinschaft Mittelstand in ihrem Jahresbericht. Ganz entscheidend sei dabei die Sicherung der Fachkräfte von morgen. Der Mittelstand fordere deshalb eine starke Offensive, die duale Ausbildung zu fördern. „Betriebliche Ausbildung muss Vorrang gegenüber außerbetrieblichen Angeboten haben“, erklärten die Spitzenverbände.
Ausbildungsbetriebe sollten in ihrem Engagement stärker unterstützt und die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung in ideeller und materieller Form umgesetzt werden. Für die anstehende Transformation zu mehr Nachhaltigkeit würden alle Ressourcen gebraucht. Deshalb müssten Politik, Kreditwirtschaft und Unternehmen noch enger zusammenwirken. Bezahlbare und international konkurrenzfähige Energiepreise und vor allem auch verlässlich verfügbare Energieträger seien für mittelständische Unternehmen und Betriebe Voraussetzung dafür, ihre Geschäfte erfolgreich zu betreiben.
Die zunehmenden bürokratischen Belastungen müssten abgebaut, Planungs- und Genehmigungsverfahren gestrafft, die Digitalisierung der Verwaltung müsse vorangetrieben und eine wachstumsorientierte Haushaltspolitik betrieben werden. „Gerade jetzt sind die Unternehmen im Mittelstand auf eine Steuer- und Sozialabgabenpolitik angewiesen, die Belastungen reduziert und mehr Anreize für Investitionen setzt“, betonten die Verbände, unter ihnen die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK), der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) und der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Die Standortbedingungen müssten besser werden.
Für die anstehenden Modernisierungs- und Transformationsprozesse würden besonders die mittelständischen Unternehmen und Betriebe sowie die sie finanzierenden regionalen Banken und Sparkassen gebraucht. Die direkten und indirekten wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs spürten aber weiterhin zahlreiche Unternehmen. Gestörte Lieferketten, eine weiter perspektivisch unsichere Energieversorgung, die zunehmende Bürokratisierung und steigende Sozialabgaben belasteten den Mittelstand. „Deutschland befindet sich in einer gravierenden wirtschaftlichen Schwächephase. Wir sehen zudem, dass Unternehmen aus Deutschland abwandern, bzw. eine Ansiedlung in Deutschland immer unattraktiver wird“, so die Spitzenverbände. „Die Politik ist dringend aufgerufen, sich mit der Standortdebatte auseinanderzusetzen.“
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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Dow Jones Newswires
September 07, 2023 09:24 ET (13:24 GMT)