Um eine möglichst hohe Präsenz am Arbeitsplatz zu erreichen, können sich drei von vier deutschen CEOs (77 Prozent) vorstellen, Mitarbeitende zu befördern oder ihnen mehr Gehalt zu bezahlen, wenn sie häufiger ins Büro kommen. Damit sind die deutschen CEOs in dieser Hinsicht zurückhaltender als ihre internationalen Kolleginnen und Kollegen (87 Prozent).
Sollten die CEOs recht behalten, dass Mitarbeiter komplett wieder in die Büros zurückkehren, dürfte das für intensive Diskussionen sorgen, zumal viele Mitarbeiter weiter Homeoffice-Modelle bevorzugen.
Stellungnahme vom Lobby der Mitte-Gründer:
Ich bin fest davon überzeugt, a) dass es Arbeiten gibt, die man besser nicht alleine zu Hause machen sollte und b) dass es Arbeiten gibt, die man besser alleine zu Hause machen kann. Wie kann man die unterscheiden? Meine einfache Grobunterscheidung:
a) alles was Kreation, Strategie, Organisation und Zukunftsgestaltung betrifft, alles was nur im Teamwork zu erarbeiten ist oder wo spontane persönliche Rückfragen nötig sind gehört in der Gruppe, in Meetings, Workshops und an der Werksbank gemeinsam besprochen und gemacht, weil man da die Reaktionen, Verhaltensweisen, die Gestik, Mimik und Körpersprache der anderen sowie unmittelbare wertvolle Ideen, Erkenntnisse und Ergebnisse wirklich erfassen kann.
b) alles was Routine betrifft, an Einzelne zugeordnete Bearbeitung von Aufgaben, individuelle Leistungserbringung, auch Online-Abstimmung von klar definierten Projekten ist, weil man sich auf Erledigungen fokussieren kann, deren Rahmenbedingungen bereits vorher in persönlicher Gemeinschaftsarbeit klar festgelegt wurden. Da ist auch eine Evaluierung von Leistung bei Homeoffice möglich
c) alles was das Team- und Zusammengehörigkeitsgefühl, das Wohlbefinden in der Gemeinschaft stärkt, wie ein Pausenraum, eine Cafeteria, ein Mittagstisch, ein Event, eine für die Orientierung wichtige Zwischenabstimmung sollte und muss vor Ort möglich sein
Wolfgang Lusak
Und was meint der unternehmerische Mittelstand in Österreich dazu? Bitte um Rückmeldungen unter office@lobbydermitte.at
Außerdem im KPMG-Bericht erwähnt und für Österreich auch enorm wichtig:
Das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Deutschland sinkt
Im internationalen Vergleich sorgte der Wirtschaftsstandort Deutschland zuletzt eher für negative Schlagzeilen. Auch die deutschen CEOs blicken mit zunehmender Skepsis auf das hiesige wirtschaftliche Entwicklungspotenzial. 75 Prozent der deutschen Firmenlenker – und damit vier Prozentpunkte weniger als 2022 – sind zuversichtlich, dass der Standort Deutschland in den nächsten drei Jahren wachsen wird.
Auch das Vertrauen in das eigene Unternehmen ist etwas gesunken. Zwar erwarten hier immer noch 80 Prozent Wachstum in den nächsten drei Jahren, das sind aber zehn Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.
Steigende Ertragsaussichten bringen weiteren Personalbedarf
Trotz der angespannten geopolitischen und wirtschaftlichen Situation beurteilen deutsche CEOs die Ertragsaussichten positiv und rechnen mit mehr Personal. Mehr als jedes zweite deutsche Unternehmen erwartet innerhalb der nächsten drei Jahre ein jährliches Ertragswachstum von zweieinhalb Prozent und mehr.
84 Prozent der befragten Top-Manager gehen zudem davon aus, dass die Belegschaft ihres Unternehmens innerhalb der nächsten drei Jahre wachsen wird, 39 Prozent erwarten einen Mitarbeiterzuwachs von mehr als fünf Prozent. Um die eigenen Wachstumsziele zu erreichen, erwägen fast die Hälfte der CEOs, mittelfristig das Thema Fusionen und Übernahmen offensiv anzugehen.
Neben M&A-Aktivitäten priorisieren die deutschen CEOs aktuell Investitionen in generative KI. 76 Prozent der Teilnehmenden in Deutschland wollen hier kurzfristig Gelder bereitstellen. Als Vorteile der neuen Technologie nennen die Firmenchefs vor allem eine erhöhte Rentabilität (26 Prozent), gefolgt von höherer Effizienz und Produktivität durch automatisierte Prozesse (21 Prozent). Insbesondere die Erwartungen an Effizienz und Produktivität liegen damit im internationalen Vergleich deutlich höher.
Bei aller Euphorie sieht das Top-Management hierzulande aber auch Herausforderungen bei der Umsetzung von KI-Projekten. Neben den Implementierungskosten (66 Prozent) bemängelt fast jeder zweite Entscheider den Zugang zu qualifiziertem Personal (49 Prozent) sowie eine mangelnde Regulierung in diesem neuen Handlungsfeld (49 Prozent).
Trotz des zunehmend polarisierenden Diskurses werden ESG-Themen in den Unternehmen mehr und mehr zum Standard. 77 Prozent der befragten CEOs deutscher Unternehmen haben ESG vollständig in ihr Geschäft integriert, um Wertschöpfung zu generieren – global sind es 69 Prozent.
Die Mehrheit geht davon aus, dass es noch drei bis fünf Jahre dauern wird, bis sie eine Rendite auf ihre ESG-Investitionen sehen werden. International sind diese Werte vergleichbar. Als größte Hürden zum Erreichen von Netto-Null oder weiterer Klimaziele werden die Komplexität der Dekarbonisierung von Lieferketten und mangelnde interne Steuerungsmechanismen zur Umsetzung der Strategie genannt.
Für den KPMG CEO Outlook 2023 wurden im August und September 2023 weltweit und branchenübergreifend 1.325 CEOs von Großunternehmen interviewt. Die Teilnehmenden kommen aus den Märkten Australien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Spanien und USA.
Die Unternehmen aller befragten CEOs verzeichnen jährliche Umsätze von mindestens 500 Millionen US-Dollar und sind Teil von elf Schlüsselindustrien (Asset Management, Automotive, Banken, Versicherungen, Consumer und Retail, Energie, Infrastruktur, Life Sciences, Produzierendes Gewerbe, Technologie und Telekommunikation). Die Ausgabe 2023 ist die neunte Edition des KPMG CEO Outlook.
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