Offener Brief & Bitte um Gespräch von Wolfgang Lusak an Partei-Chefs und –Chefinnen angesichts der erdbebenartigen Ergebnisse des 10. Durchgangs des repräsentativen Lobby der Mitte-Mittelstandsbarometers 2024
BITTE SPRECHEN SIE MIT MIR
Offener Brief & Bitte um Gespräch an alle Partei-Vorsitzenden und -Obleute
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Vizekanzler, sehr geehrte Obleute und Vorsitzende der Nationalratsparteien!
Schon 2008, 11 Jahre nach Gründung meines Beratungsunternehmens, habe ich mit eigenen Mitteln und Kosten mit der ersten Mittelstandsbarometer-Umfrage (mit der Umsetzung durch GALLUP) begonnen und damit versucht herauszukriegen, was die Menschen in Österreich und im unternehmerischen Mittelstand über die Bedeutung und Interessenvertretung von KMU und Selbständigen denken. Denn als langjähriger Berater von KMU habe ich gesehen, dass deren Erfolg – vor allem bei der Durchsetzung von Innovationen – nicht nur von der eigenen Leistung abhängt, sondern auch von Rahmenbedingungen wie Steuerbelastung, Bürokratie, Zugang zu Kapital, Personal und Netzwerken, von Interessenvertretungen oder Lobbys.
Schon in den ersten Umfrage-Durchgängen kam klar heraus, dass es einen eklatanten Unterschied gibt zwischen der hohen Wertschätzung für den Mittelstand als „Österreich-Voranbringer Nr.1“ und seiner geringen Durchsetzungskraft als Interessengruppe. Da schon damals seitens der Politik gerne über den Mittelstand als „Rückgrat der Wirtschaft“ und „Herz der Gesellschaft“ gesprochen wurde, war es mir unverständlich, dass seitens der Politik weiterhin kaum etwas gegen seine Benachteiligungen gegenüber Großunternehmen unternommen wurde. Im Gegenteil, die Steuerungerechtigkeit gegenüber Konzernen stieg, unverhältnismäßige Bürokratie nahm zu, Verwaltung und Sozialstaat wurden zu Lasten der KMU noch mehr aufgebläht. Das hat mich dann auf die Idee gebracht, danach zu fragen, ob der Mittelstand mit seinen Werten, Familien und Partner nicht Wählerstimmen-relevanter ist, als die 7% der Bevölkerung, die Anteile an KMU besitzen. Und siehe da, bei der Frage nach der Zugehörigkeit zur „Wertegemeinschaft Mittelstand“ mit den Werten Leistung, Eigentum, Nachhaltigkeit und Fairness bekannten sich ab 2014 immer ca. 30% zu dieser. Damit saßen nachweislich und erstmals Teile der angestellten Mittelschicht mit dem unternehmerischen Mittelstand im gleichen Boot.
Bis zur Umfrage 9 in 2020/21 wurde die Schere zwischen einerseits hoher Anerkennung der Bedeutung des Mittelstands und andererseits geringer Durchsetzungsfähigkeit als Interessengruppe und Lobby immer größer. Mit einem Wort, die Bevölkerung sah ihn als noch mehr ausgebeutet statt fair behandelt an. Was sich auch im allgemeinen Niedergang der immer kapitalschwächer werdenden Mittelschicht spiegelt, die zwischen den mit Sozialleistungen gestützten Working Poor und Sozialhilfeempfängern und einer immer reicher werdenden kapitalistischen Oberschicht als „wehrlose Melkkuh“ ausgepresst wird. Es ist eine Schachfiguren-Gesellschaft entstanden, in der die Mitte immer schmäler wird, siehe https://www.lobbydermitte.at/2023/09/06/kampf-der-schachfiguren-gesellschaft-2/. Was mir auch von so manchen Politikern mit „Was wollen Sie? Die Reichen verstehen es Steuern zu vermeiden, die Armen haben kein Geld, wen sollen wir sonst besteuern?“ fatalistisch achselzuckend erklärt wurde. Was mich wütend machte, weil das langfristig den ganzen Staat aushöhlt. Ich bekam den Eindruck, sie wollen gar nicht in der Verwaltung sparen, sie nutzen gerne ihre Kontakte zu großen Konzernen für sich, sie versprechen den „Working Poor“ kurzfristig noch mehr Hilfe, um deren Stimmen zu erhalten, ganz gleich ob dabei der Staat ausgehöhlt wird.
Die Österreicher meinen: Mittelstand und KMU liegen jetzt als als Lobby ziemlich am Boden
Mit dem jetzt vorliegenden 10. Durchgang 2024 – den ich gemeinsam mit ÖGV und SdW präsentieren konnte – ist allerdings ein echter Quantensprung vor sich gegangen: https://www.lobbydermitte.at/2024/04/02/politisches-erdbeben-in-der-mitte/ KMU und Mittelstand liegen trotz aktuellem Höchstwert als „Staat-Voranbringer Nr.1“ als Interessengruppe und Lobby völlig am Boden. Die Bevölkerung sieht die Konzerne mit 74%, Politik mit 66% und Finanzwirtschaft mit 41% als die drei Top-Profiteure des Lobbying an, der Mittelstand stürzt aber als Lobbying-Nutznießer von 27% in 2020 auf 4% in 2024 ab. Da hat sich offenbar ein Ärger aufgestaut, der jetzt als „Erdbeben in der Mitte“ aufgebrochen ist: https://www.lobbydermitte.at/2024/04/02/mittelstand-will-kein-nuetzlicher-idiot-mehr-sein/. Ein Erdbeben, auf das verantwortungsvolle Politiker reagieren sollten. Weil sich dabei die Partei-Präferenzen dramatisch verändert haben. Weil keine der Traditionsparteien mehr einen richtigen Vorsprung beim Mittelstand hat. Und besonders weil der Anteil der Bevölkerung, der in keiner der Parteien ein Mittelstandspartei sieht, auf über ein Drittel gestiegen ist. Das ist aber auch eine politische Chance. Die Mitte sucht jetzt mehr denn je eine politische Heimat, die sie versteht und wirklich unterstützt.
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrter Herr Vizekanzler, sehr geehrte Obleute und Vorsitzende der Nationalratsparteien!
Bitte nehmen Sie den Überbringer der Meinung der Bevölkerung über die aktuelle Mitte-Politik als engagiert-kritischen aber konstruktiven Menschen. Geben Sie mir die Möglichkeit, sich mit Ihnen persönlich über die Situation auszutauschen und mit Ihnen einen Weg zu Lösungen für die Mitte, für die Wirtschaft und Demokratie in Österreich und ganz Europa anzustoßen.
Bitte sprechen Sie mit mir. Alles Gute,
Wolfgang Lusak
Mag. Wolfgang Lusak ist Gründer der unabhängigen „Lobby der Mitte“ und Auftraggeber aller 10 bisherigen Mittelstandsbarometer-Umfragen. Beruflich ist er als Berater für die Durchsetzung von digital-nachhaltigen Innovationen von Mittelstandsbetrieben tätig.
Link zur kompletten Umfrage-Auswertung: https://www.lobbydermitte.at/wp-content/uploads/2015/10/10_Welle-Mittelstandsbarometer-2024.pdf
Mag. Wolfgang Lusak
Schulgasse 18, 1180 Wien, office@lusak.at, Tel 01 315 45 36,
www.lobbydermitte.at www.lusak.at
ALLE FOTOS (c) Philipp Lipiarski (Danke Philipp!)