Zwischen Gut & Böse

Eine Standortbestimmung der Mitte von Wolfgang Lusak

Warum die Mitte auch zwischen Gut und Böse liegt

Wo ist eigentlich die Mitte? Das wurde ich wohl deshalb schon so häufig gefragt, weil die Menschen im Getöse der extremen Positionen, der unredlichen Werbebotschaften, der trügerischen Halbwahrheiten, Slogans und Wahlkampfparolen ein wenig das Gefühl für Mitte und Ausgleich verloren haben. Und das ist unendlich traurig, weil damit die Verführer, Verschleierer, Spalter und Extremisten leichtes Spiel haben. Weil diese damit in den Blasen und Echokammern unserer Welt keinen Widerspruch mehr zu befürchten haben. Weil einfach den meisten nicht mehr verständlich ist, was echter Qualitätsjournalismus, wissenschaftlicher Beweis, logisches Denken und gute Bildung bedeuten. Weil ein ungeheures Misstrauen gegenüber veröffentlichten Informationen und Meinungen entstanden ist. Was auch in manchen Fällen verständlich ist. Weil das Ringen um Wahrheit einfach eine permanente Aufgabe der Menschen ist, der wir uns nicht entziehen dürfen.

Die Extremisten versuchen alle – gleich von welcher Seite – ihre Positionen auszuweiten. Aber es darf nicht sein, dass die Mitte der Gesellschaft von extrem Links und extrem Rechts und den anderen Extremisten auf einen Punkt reduziert wird, von dem aus man schon bei leichten Abweichungen entweder mit dem Vorwurf ein „Faschist, Rassist, Nazi“ oder dem Vorwurf ein „Kommunist, Sozialschmarotzer, Gutmensch“ zu sein ausgesetzt ist. Und Politiker haben leider gelernt, dass man mit Zuspitzung, Aggression und Spaltung, mit „wir gegen die“, mit Freund- und Feindbildern, mit Verächtlichmachung von Kontrahenten viele für sich begeistern kann. Und die Algorithmen der Social Media- und Datenkonzerne sorgen leider auch noch dafür, dass polarisierende Meldungen („Bad News are Good News) gegenüber ausgleichenden Berichten bevorzugt werden. Was alles zusammen die Stimmung noch mehr aufheizt und die Mitte  zerstört.

Dagegen kämpfe ich und alle Freunde der Mitte. Wir suchen die Mitte zwischen:

  • Links & Rechts
  • Oben & Unten
  • Arm & Reich
  • Jung & Alt
  • Gebildete & Ungebildete
  • Demokratie & Autoritarismus
  • West & Ost
  • Norden & Süden
    usw.

Wir können nur dann die Zerstörung der Menschheit verhindern, wenn wir das Gemeinsame voranstellen, den Ausgleich, die Balance, die Zusammenarbeit suchen. Wenn uns klar wird, dass Menschen keine Chance haben, kreativ, konstruktiv und fair zu agieren, wenn sie in Ihrem eigenen Körper, Geist und der eigenen Seele keine Mitte, keine Balance gefunden haben. Weil wir daher von der persönlichen Mitte aus für die familiäre, gruppenmäßige, kommunale, regionale, staatliche und globale Einheit arbeiten müssen.

Und weil also so viele Extremisten glauben, dass sie die „Guten“ sind und die jeweils andere „die Bösen“, ist mir klar geworden, dass die Mitte gar nicht beanspruchen darf „gut“ zu sein. Denn sie steht – abwägend – auch zwischen

  • Gut und Böse

Sie erkennt, prüfend, ehrlich und redlich, dass die Menschheit auch zwischen diesen beiden Polen den Ausgleich zu finden hat. Ist die derzeitige Krisen- und Kriegssituation nicht den beste Beweis dafür? Glauben die „anderen“ nicht auch, dass Sie die Guten sind? Wissen wir nicht alle längst, dass es ein „zu viel des Guten“ ebenso wie ein „zu viel des Bösen“ gibt. Hat Diplomatie, Handeln, Kompromissbereitschaft und Interessenabgleich nicht immer schon die Aufgabe gehabt, Menschen zusammen zu bringen? Das Trennende zu überwinden? Aber wir dürfen dabei nie so anmaßend sein und dabei weiterhin auf die anderen herabzublicken, sie gering schätzen und ihnen nicht vollständig zuzuhören. Zuzuhören, wie schon vor Jahrtausenden in China die ehrwürdigen „Mandarine“, die Minister der Kaiser, in ihrer Ausbildung lernen mussten jedem Kontrahenten so lange zuzuhören und solange dessen Aussage zu wiederholen, bis diese nicken und sagen „ja, so habe ich das gesagt“.

Mitte-Findung nach dem „Mandarin-Prinzip“

Ich bin für Mitte-Findung, Vermittlung und Mediationsprogramme für alle nach dem „Mandarin-Prinzip“: eine Meinung darf man erst wieder argumentieren, wenn man die Gegenmeinung wirklich verstanden hat und auch so wiederholen kann, dass deren Vertreter die Wiederholung akzeptieren. Ziel ist es, dass alle ihre „Blasen“ zum Platzen bringen müssen, um sich wieder öffnen zu können für ein neues, rundes Miteinander. Dass würde auch zur Stärkung von Gesetzes- und Verwaltungsmöglichkeiten gegen Aggression, Gewalt, Krieg und Terror sowie gegen Parallelgesellschaften führen, in denen unausgewogene, einseitige, egoistische und oft auch patriarchalische Auswüchse praktiziert werden. Zur Objektivierung der Berichterstattung. Zur klaren Trennung von Bericht, Meinung und Werbung in den Medien. Zur Realisierung echter Gewaltentrennung. Wir dürfen uns nicht von wenigen, undemokratischen Mächtigen auf den Status von „Schachfiguren“ reduzieren lassen, auf einen Punkt zwischen den Extremen.

Wenn wir in Österreich und Europa den Gedanken der Mitte und die Vertreter der Mitte so wie bisher weiter ignorieren und ausbeuten, dann wird der Wohlstand und unser Land zu Grunde gehen.  Nur wenn’s der Mitte gut geht, geht’s uns allen gut!

Wolfgang Lusak

P.S.: Dazu lesen:

  1. Das neue Buch „Meine Herz schlägt in der Mitte“ kann man schon bestellen: www.herzindermitte.at   Und es stehen auch alle Lösungen drin, die ich für die Rettung des Mittelstands und den Aufbau einer „Runden Gesellschaft der Mitte“ vorschlage!
  2. Und hier können Sie über meine Theorie über die Mitte zerstörende, Bevölkerung spaltende „Schachfiguren-Gesellschaft“ lesen: https://www.lobbydermitte.at/2023/09/06/kampf-der-schachfiguren-gesellschaft-2/
  3. Hier geht es zu meinem Mentaltraining der MITTE: Zur eigenen Mitte finden