Dies ist ein kleines Verwirrspiel um Brot, das auf Strache vom Himmel fällt. Unbedingt zu Ende lesen.
Wie in den meisten entwickelten Ländern, die derzeit in Bedrängnis sind, ist auch das Humankapital in Österreich eines der letzten Kräfte, um dieses so selbstgefällige Land vor dem anhaltenden Niedergang zu bewahren. Wenn junge Menschen orientierungslos sind, so dachten wir, müsste doch die politische Klasse endlich etwas überlegen, um der Jugend zu helfen. Doch nichts ist geschehen. In den letzten 2 Jahren ist alles noch viel schlimmer geworden. Österreich wurde in den letzten 35 Jahren von schwachen, unverantwortlichen oder inkompetenten Politikern regiert. Unser Ärger und unsere Ungeduld richten sich einzig und allein gegen die politische Klasse, zu der auch die FPÖ gehört. Nicht Extremismus und Engstirnigkeit sind das größte Problem der FPÖ, sondern der Mangel an Kompetenz in wirtschaftspolitischen Fragen. Dies ist ganz allgemein ein Problem der österreichischen Politik, bei Strache ist es besonders eklatant. Personen wie er brauchen nicht zu argumentieren, wie sie erreichen wollen, was sie versprechen (Euro aufgeben, Migration stoppen, Bevorzugung der Österreicher). Es genügt darüber zu schwadronieren, wie wundervoll und außerordentlich diese Ziele seien. Generell gibt es kaum Vertreter einer handlungsorientierten, pragmatischen Politik, die den Reaktionären alter und neuer Prägung, linker oder konservativer Herkunft, Paroli bieten könnten. Der nächste Bundeskanzler Österreichs müsste den Wandel verkörpern. Doch Faymann zögert weiter, endlich doch noch Reformen durchzusetzen. In der gegenwärtigen Konstellation ist die Regierung zum Scheitern verurteilt. Die Rettung vor einem zukünftigen Kanzler Strache wären tiefgreifende Reformen. Doch in einem von Klassenkampf geprägten politischen Klima sind sie unrealistisch. Für Strache regnet es Brot vom Himmel.
Und hier jetzt mein Geständnis: Dieser Text ist nicht von mir. Er besteht aus herausgegriffenen Sätzen aus einem Gastkommentar des französischen Unternehmers, Kolumnisten und Aktivisten Felix Marquardt aus der „WELT am Sonntag“ vom 2. November 2014 über französische Probleme. Ich habe einfach für Frankreich Österreich, für Hollande Faymann, für Front National FPÖ und für Le Pen Strache eingesetzt. Das wohl verblüffendste dieses Experiments: Der Text trifft trotz mutwilliger Namens-Vertauschungen recht treffend auf die österreichische politische Situation zu. Gleich kommt mir der Gedanke: Könnte man das Ganze nicht auch sehr schön auf Deutschland übertragen und damit die Kanzlerin Merkel, die neue, durchaus auch erfolgreiche AFD (Alternative für Deutschland) mit Parteichef Lucke gleichermaßen ansprechen? Und was ist mit England, Spanien? Kann man das nicht auch mit einigen österreichischen Bundesländern und den dort vergleichbaren Protagonisten abspulen?
Und dann kommt mir der entsetzlichste aller Gedanken: Ist es nicht überhaupt gleichgültig, welche Personen in welchem Land die gegenwärtige Machtkonstellation repräsentieren? Da sie ja alle – aus der gleichen, reformunfähigen, am sturen Kampf zwischen rechts und links festhaltenden „politischen Klasse“ kommend – austauschbar sind?
Wir sollten sie wirklich bald austauschen, aber nicht untereinander.
Im übrigen bin ich der Meinung, dass wir eine mittelstandsfreundliche Regierung brauchen.
Wolfgang Lusak, Lobby-Coach und Unternehmenberater
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