Wie Jungunternehmer die Wirtschaftspolitik sehen

Über die Sicht der Jugend auf Politik und Wirtschaft sowie die Bedeutung der Eigenverantwortung
Ein Gastbeitrag von Christian Avgulas, Multi-Entrepreneur & Gründer von FidePion

Selbstständige und UnternehmerInnen können ganze Liedersammlungen davon singen. Regulierungen, Verordnungen und Bestimmungen, die vor allem KMU immer mehr Steine in den Weg legen, uns in unserer Tatkraft behindern, uns finanziell schröpfen, manchmal sogar zukunftsweisende Ideen blockieren und vor allem die Risikobereitschaft bei Investoren und Unternehmern empfindlich einschränken. Das unterstreichen auch die Ergebnisse des erstmals in Österreich durchgeführten internationalen CEO-Survey der Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC).

Der TREND berichtete diesbezüglich kürzlich: „Denn während die meisten der heimischen Bosse in der Befragung angeben, große Pläne für ihre Unternehmen zu haben, sehen sie sich durch das heimische Steuersystem und die Überregulierung daran gehindert. ‚Die Unternehmen wollen etwas tun, aber das Umfeld lässt es nicht zu’, fasst Aslan Milla, Senior Partner bei PwC Österreich, zusammen, “
Vor allem für junge Selbstständige und Jungunternehmer wird es immer schwieriger ein eigenes Unternehmen in Österreich aufzubauen. Dazu kommt der weit verbreitete Frust, dass Politik und Interessensvertretungen in ihrer ganz eigenen Realität zu leben scheinen. Die Kluft zwischen politischer und gesellschaftlicher Realität klafft immer weiter auseinander. Das führt u.a. dazu, dass ein zorniger Wirt, der im Jänner die Granden einer politischen Partei bei deren Klubklausur nicht in sein Wirtshaus ließ, gefeiert wurde wie ein Held. Mit dem AIFMG in der österreichischen Fassung verwehren wir sämtlichen Kleininvestoren den strategischen Zugang zum heimischen Markt, der Zuständigkeiten- und Richtlinien-Dschungel nimmt beinahe kabarettistische Ausmaße an und immer mehr KMU sperren freiwillig zu, oder wandern ab. Zahlt es sich noch aus, sein Unternehmen in Österreich zu platzieren? Können wir etwas tun, um unsere Lage und die Rahmenbedingungen zu verbessern?

KMU machen in Österreich 99,7% aller Unternehmen aus. Wir sind Arbeitgeber für rund 68% der Beschäftigten. Trotzdem erreichten nur 63 % der KMUs im Bilanzjahr 2013/14 die Gewinnzone. Die Senkung der Lohnnebenkosten Anfang November – Leitl feierte die Entlastung um „fast eine Milliarde Euro“, die (statistisch) „bis zu 14.000 Arbeitsplätze“ schaffen sollte – bringt in der Praxis bei weitem nicht genug, um effektiv in neue Mitarbeiter investieren zu können. Die Missstände sind unbestreitbar, aber dürfen wir die Verantwortung wirklich nur bei ‚den Verantwortlichen‘ suchen? Helmut Thoma brachte es meiner Meinung nach unlängst im TREND auf den Punkt: „Es ist die Angst, Verantwortung zu übernehmen“, kritisierte der Gründer und einstige Geschäftsführer von RTL, „Auch bei Unternehmen. Es geht drum, sich dauernd abzusichern“. So hätte er, Thoma, seinerzeit den Sender nicht führen können. „Es wird nicht mehr gehandelt, es wird nur mehr endlos diskutiert.“ Wie in allen politischen Fragen ist es eine Frage der gelebten Demokratie. Wenn sich keiner von uns dafür interessiert aktiv Einfluss zu nehmen, bleibt die Entscheidungskraft jenen, die sich dafür interessieren, ganz gleich welcher Intention sie folgen. Wir müssen Präsenz und ein aktives Interesse zeigen, uns organisieren, wenn wir die Rahmenbedingungen in Österreich verbessern wollen. Es ist auch an uns, Probleme aktiv in der Praxis zu lösen, anstatt passiv darauf zu warten, dass uns die Lösungen in Form von Verordnungen vorgesetzt werden.

Auch im Senat der Wirtschaft schlagen in diese Kerbe. Wir organisieren und vernetzen uns, und arbeiten synergetisch an einer lebenswerten Zukunft. Unsere Ideale der ökosozialen Marktwirtschaft, unser Streben nach einer verantwortungsvollen und (Generationen-)nachhaltigen Symbiose mit und für Mensch, Umwelt und Wirtschaft, unser Mut neue Wege zu gehen, das sind für mich die Elemente die in naher Zukunft entscheidend dafür sein werden, wohin wir uns in Österreich und in der Welt entwickeln werden. Helmut Kohl sagte bereits: „Mit Jammern lässt sich die Zukunft nicht gewinnen – auch nicht mit Jammern auf hohem Niveau.“

Christian Avgulas, Multi-Entrepreneur und Gründer von FidePion, ist Mitglied im JUNGEN SENAT DER WIRTSCHAFT.
Dieser Artikel erschien auch im Wirtschaftsmagazin SENATE, Ausgabe 2016/Nr.2.

Kommentar Wolfgang Lusak: Ganz richtig und herzlichen Dank für diesen Gastbeitrag, lieber Christian Avgulas! Apropos „richtig“, da fallen mir noch zwei Sprüche ein „Die Manager machen die Dinge richtig, die Unternehmer machen die richtigen Dinge“ und „Wer nicht auf sich selber hört, muss anderen gehorchen“ Viel Erfolg!

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