Wolfgang Lusak holt sich Adriano Celentano als „Unterstützung“ für seinen neuen Kommentar zum permanenten Streit darüber, wie man mit den „nicht Werktätigen und Nicht-Steuerzahlern“, richtig umgehen soll
Die aktuelle Diskussion über das „ungerechtfertigt hohe“ Einkommen der Kapitalisten und Super-Reichen und deren Steuervermeidungs-Tricks einerseits und ein bedingungsloses Grundeinkommen mit seiner „sozialen Hängematte“ für Arbeitslose und sozial Schwache andererseits spaltet die Gesellschaft immer mehr. Weil ein ganz entscheidender Punkt dabei unberücksichtigt bleibt.
Wie vieles begann auch diese Diskussion in der Bibel. Paulus schrieb in seinem 2. Brief an die Thessalonicher „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen“. Er meinte damit, dass man selbst für sich sorgen und anderen nicht zur Last fallen solle. Unterschiedlich umgedeutet wurde dieses Zitat von Hitler, Stalin und Babel: Während Hitler und Stalin damit im diktatorischen Stil an Pflichtbewusstsein und Fleiß der Menschen appellierten, richtete sich der auch von Marx inspirierte Sozialist Babel gegen alle, die nur aufgrund Ihres Status, Erbes oder Vermögens zu Geld gekommen wären und dabei keine Arbeit leisten würden. Oft ohne an diese Wurzeln zu denken, verlangen auch heute die einen, dass „diejenigen, die arbeiten, nicht die Dummen sein sollen“ und dass der Anreiz zu arbeiten nicht durch „zu hohe Arbeitslosen-Unterstützung und Mindestsicherungen“ untergraben werden dürfe. Sie wollen „Leistungsgerechtigkeit“. Die anderen verlangen „angesichts der zunehmenden Automatisierung und Verarmung“ ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle, sowie höhere (oder Einführung von) Vermögens- und Erbschaftssteuern, ein Beenden der Steuerflucht der Konzerne und Superreichen. Sie wollen „Verteilungsgerechtigkeit“.
Was in dieser Diskussion immer noch unberücksichtigt bleibt
Beide Ansätze haben was für sich. Eines bleibt aber in unserer heutigen Welt – in der sich eben nicht mehr nur Adel und Bauern oder Industrielle und Arbeiterschaft alleine gegenüberstehen – kaum berücksichtigt: Der den Großteil der Arbeitsplätze schaffende bzw. ausfüllende und die Steuerlast mehrheitlich tragende Mittelstand reagiert mit großer Skepsis auf „linke“ Steuer- und Umverteilungspläne. Weil er – da es bis dato in der EU unmöglich war sich auf die Schließung von Steueroasen und eine gemeinsame Steuerpolitik zu einigen – fürchtet, weiterhin am meisten zur Kassa „gebeten“ zu werden und letztlich von privilegierten Klientelen (Konzerne, Superreiche, Beamte, Pensionisten) noch mehr ausgebeutet zu werden. Im Moment erfährt diese Sicht – auch wegen zugewanderter Armut und Unbildung – einen Aufschwung.
Arbeiter-Streik und Sex-Streik
Adriano Celentano sang 1970 das großartige Lied „Chi non lavora non fa l’amore“, also “Wer nicht arbeitet, soll auch nicht Liebe machen”. Er besingt sich dabei als Streikenden, der seiner Frau kein Geld nach Hause bringen kann, die ihn nun ihrerseits mit einem „Sex-Streik“ bedroht, worauf er den Arbeits-Streik bricht, daraufhin verprügelt wird und sich schließlich verzweifelt an Gott wendet: „Was soll ich machen?“ Indirekt bezichtigte er mit dem Lied alle Untätigen als lieblose bzw. nicht liebenswürdige Geschöpfe, die „Faulen“ wie die „Reichen“. Was auch ein wenig darwinistisch klingt, weil damit die nicht Arbeitenden von der Fortpflanzung ausgeschlossen würden.
Wie auch immer: Solange die „lieblosen“ Nicht-Arbeiter noch Parteien und Lobbys hinter sich haben, die sie schützen, sagt der Mittelstand ganz zurecht: HOHE MINDESTSICHERUNG: NEIN DANKE!
Wolfgang Lusak
Unternehmensberater und Lobby-Coach
Hier das hinreissende Video vom Life-Auftritt Celentanos: Chi non lavora non fa l‘amore
Und wer neugierig auf die Übersetzung von Celentanos Lied auf Deutsch ist:
Adriano Celentano:
Chi non lavora non fa l‘amore (Wer nicht arbeitet, soll auch keine Liebe machen)
Wer nicht arbeitet,
macht keine Liebe.
Das hat mir
gestern meine Frau gesagt.
Gestern kam ich müde nach Hause, ich setzte mich,
es gab nichts auf dem Tisch.
Wütend ruft sie mir zu:
Ich habe zwei bis drei Tage gestreikt, denn das
Geld, das du mir gibst, reicht nicht mehr aus.
Und sie hat beschlossen, dass
der Streik gegen mich gerichtet ist.
Wer nicht arbeitet, macht keine Liebe.
Das hat mir
gestern meine Frau gesagt.
Also ging ich zur Arbeit,
während alle im Streik waren.
Und ein großer Schlag traf mich im Gesicht.
Ich ging zu Fuß zur medizinischen Untersuchung:
Es wurde auch in der Straßenbahn gestreikt
aber als ich beim Doktor ankam, war er nicht da,
auch er ist im Streik.
Was ist das für ein Spiel?
Aber…aber wie wird das?
Das ist das Chaos in der Stadt
Ich weiß nicht, was ich machen soll,
Sie streiken nicht, um mich zu treffen,
Sie streiken, wie meine Frau sagt:
Wer nicht arbeitet, macht keine Liebe.
Gib mir die Erhöhung, Herr
So wirst du sehen wie bei dir zu Hause
und im eigenen Haus die Liebe einkehrt.
Es macht keine Liebe
wer nicht arbeitet.