Maßlose Schokolade-Besessenheit, unbändige Kreativität, totale Nachhaltigkeits-Ausrichtung und exzessives Marketing – das beschreibt den Chef der steirischen 180 Mitarbeiter beschäftigenden zotter Schokolade-Manufaktur GmbH, den bekanntesten und vielleicht auch beliebtesten Chocolatier Österreichs, den emsigen Exporteur bis ins ferne China, Josef Zotter wohl am besten. Einmal ließ er sich sogar mit flüssiger Schokolade übergießen. Hier beantwortet er im 55. Interview unserer großen Mittelstands-Serie „ERFOLGS-GEHEIMNISSE“ unsere immer gleichen 5 Fragen wie nicht anders zu erwarten frappierend, unkonventionell, leidenschaftlich und ….. sehr weise:
„Frag nie den Markt … was der wünscht … der Markt ist dumm.“
1. Was ist das Fundament Ihres Erfolges, mit welcher Idee hat der Aufschwung Ihres Unternehmens begonnen?
Eigentlich mit meiner Pleite, als ich meine Konditorei / Kaffeehäuser schließen musste in den 90ern…bis auf eines. Damals habe ich beschlossen ….gleich für mich was ganz Unbekanntes zu machen – und habe begonnen mich zusätzlich der Produktion von Schokolade zu widmen. Echte Disruption sozusagen.. auf der Asche der Zerstörung wächst was Neues . Na ja und das wichtigste Fundament….. wenn man es wörtlich nimmt…. ist wohl meine Familie …weil ohne meine Liebsten wären viele Entscheidungen wohl anders ausgefallen. Weil….. zum Essen hat man bald einmal genug.
2. Was war in der bisherigen Entwicklung die wichtigste strategische Entscheidung (oder die wichtigsten strategischen Entscheidungen)?
Das Sortiment nur noch auf voll biologische Rohstoffe umzustellen – und auch alle Zutaten aus dem Süden aus dem fairen Handel zu beziehen. Somit war es auch eine logische Folgerung, dass wir Bean-to-Bar-Hersteller wurden und von der Kakaobohne bis zur fertigen Tafel alle Verarbeitungsschritte im Haus haben – und somit den größten möglichen Einfluss auf die Qualität der Rohstoffe , schlussendlich auch auf die Schokoladen selbst . Insourcing statt outsourcing ..als Gegenkonzept zu allen Prozessoptimierungsversuchen, damit stehen einem alle Möglichkeiten in der Produktentwicklung offen. …und Innovationen können viel schneller umgesetzt werden.
3. Hat es einmal eine kritische Situation gegeben, in der alles auf des Messers Schneide stand? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?
Ja klar… vor meiner Pleite. Nur leider hat das Messer tatsächlich geschnitten .Als Chocolatier später zum Glück nicht mehr, ich habe aus meiner Pleite auch gelernt, dass Erfolg nicht selbstverständlich ist – und es wurde nur noch Geld investiert, welches wir vorher verdient haben. Das Unternehmen ist langsam und gesund gewachsen, ohne Schulden, da kann man auch mal eine Durststrecke ganz gut meistern, das war mir eine Lehre. Gesundes Wachstum ist nur langsam möglich. Außer, eine Idee ist „total“ neu. Ich habe mit 3 Mitarbeitern hier in Bergl neu gestartet – inkl. meiner Frau und mir – heute beschäftigen wir 180 MitarbeiterInnen, sowas geht nicht von heute auf morgen…und wir befinden uns nach 30 Jahren Zotter …immer noch „kurz vor dem Durchbruch“
4. Wie organisieren Sie Wachstum und Erfolg, was müssen Dein/Ihr Team, Deine/Ihre Mitarbeiter leisten?
Jeder muss seine Aufgabe so gut wie möglich meistern, wir sind nur so gut wie das schwächste Glied in der Kette, aber mittlerweile haben wir ein sehr gut eingespieltes Team von Mitarbeitern – die meisten sind schon viele Jahre bei uns – und die Neuen haben sich schnell und sehr gut ins System eingeordnet – es funktioniert wie ein Uhrwerk. Wenn wir eine Hürde vor uns haben, dann nehmen wir sie sportlich – mit gemeinsamer Kraft – und wenn es wieder etwas ruhiger wird, schaffen wir das auch – eh klar. Vor allem… wir planen einfach kein Wachstum …wenn es passiert stellen wir uns dem Thema ….wenn nicht, passt es auch. Dieser krankhafte Dauerversuch „wachsen zu müssen,“ … führt nur zu erhöhtem Risiko.
5. Welchen Rat möchten Sie anderen aufstrebenden Unternehmen geben, damit sie auch Erfolg haben?
Frag nie den Markt …was der wünscht ……der Markt ist dumm … er nimmt immer nur was da ist …und kennt sich nicht aus. Also … mach immer nur , was du dir selber für dich wünscht…das kannst du am besten. Wichtig ist – glaube ich auch – dass der Chef die Werkbank versteht, dass er bei den Mitarbeitern ist, wenn etwas unrund läuft. Vom Designer Büro aus kann man kein Unternehmen lenken. Ein gemeinsames Essen kann Wunder wirken.
KONTAKT:
zotter Schokoladen Manufaktur GmbH
Bergl 56, 8333 Riegersburg, AUSTRIA
Tel.: +43 – 3152 – 5554
Email: schokolade@zotter.at
Web: www.zotter.at
UNTERNEHMEN:
Attraktionen in der Zotter Erlebniswelt:
In der Zotter Erlebniswelt rund um die Schokoladen Manufaktur in Bergl bei Riegersburg erwartet Sie eine Vielzahl an Attraktionen. Sowohl im Kakaokino, während der Verkostungstour im Schoko-Laden-Theater, in unserem neu umgestalteten Shop und in unserer Bio-Erlebnis-Landwirtschaft Essbarer Tiergarten samt Öko-Essbar Restaurant – an jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken!
ZOTTER PHILOSOPHIE:
Wir setzen auf Vielfalt, Qualität, Kreativität, Nachhaltigkeit und 100% auf Bio und Fair
VIELFALT
Wir lieben Vielfalt. Die Natur zeigt uns, wie schön und überraschend Vielfalt ist. Über 400 unterschiedliche Schokoladen stellen wir in unserer Schokoladen Manufaktur in Riegersburg (Steiermark, Österreich) her. Von klassischen Sorten wie Himbeere und Mousse au Chocolat bis hin zu verrückten Kreationen wie Fake Chocolate mit Peanuts und Brennnesseln, die gar nicht brennen.
QUALITÄT
Laut internationalem Schokoladentest zählt Zotter zu den besten Chocolatiers der Welt. Unsere kleine Manufaktur, die einst im Stall meiner Eltern provisorisch errichtet wurde, ist zu einem Kompetenzzentrum für Schokolade herangewachsen. Wir stellen unsere Schokoladen von der Bohne zur Tafel selbst her, Bean-to-Bar, und beschäftigen ein Team von 180 engagierten Mitarbeitern.
KREATIVITÄT
Unsere handgeschöpften Schokoladen genießen mittlerweile Kult-Status. Bei Zotter ist alles möglich: Hanf-Schokolade, Fisch-Schokolade, Kaffeesud-Cookies-Schoko oder pure Edelschokolade wie die Labooko Jahrgang 2016, ein Spitzen-Cuvée aus den besten Kakaobohnen der Welt, die wir ein Jahr lang gelagert haben. Jedes Jahr kommen viele, neue Sorten ins Programm. Doch was wären unsere Schokoladen ohne die faszinierenden Zeichnungen von Andreas H. Gratze, alias AHG? Mit seinem Art-Design verwandelt er eine simple Verpackung in Kunst.
NACHHALTIGKEIT
Wir produzieren alles in Bio- und Fairtrade-Qualität, weil es uns nicht egal ist, was mit den Menschen und der Umwelt passiert. Wir arbeiten bewusst mit Kleinbauern zusammen, besuchen unsere Kakaobauern und laden sie auch zu uns in die Manufaktur ein. Denn Qualität beginnt beim Rohstoff und Anbau vor Ort und hängt von einer guten Zusammenarbeit ab. Neben Bio und Fairtrade sind wir auch EMAS zertifiziert. Dabei geht es ganz konkret um den Umweltschutz im gesamten Unternehmen, der als vorbildlich gewertet wurde.
DAS FAMILIENUNTERNEHMEN – MADE IN AUSTRIA
In Shanghai haben wir ein zweites Schoko-Laden-Theater eröffnet und exportieren unsere Schokoladen mitsamt der „Umweltidee“ nach China, um die 23 Millionen Einwohner der boomenden Metropole für Bio- und Fair gehandelte Schokoladen aus Österreich zu begeistern. Unsere Tochter Julia hat die Erlebniswelt geleitet, die ein beliebtes Ausflugsziel geworden ist. Mittlerweile ist Julia wieder in Österreich, hat jede Menge Ideen im Gepäck und entwickelt neue Produkte für uns. Während unser Sohn Michael die gesamte Technik am Laufen und auf dem Laufenden hält. Selbst unsere jüngste Tochter hilft im Shop und ist ehrenamtlich als Schoko-Testerin tätig. Zotter ist ein echtes Familienunternehmen.
Hier geht es zu den anderen Erfolgsgeheimnis-Interviews
Weiterhin laden wir alle erfolgreichen und anständigen mittelständischen Unternehmerinnen und Unternehmer – gleich ob EPU, KMU, Freiberufler oder größerer Familienbetrieb – auf , sich hier ebenso mit ihren Erfolgs-Erkenntnissen einzubringen, indem sie die gleichen 5 Fragen wie hier beantworten. Einsenden bei office@lusak.at