Ihm „entkommt“ niemand, ein junger Mann für alle Fälle: Unterforderter Bauernsohn, einsatzfreudiger Gemeinderat, Ortsvorsteher, Feuerwehrmann, Sanitäter usw. und eben auch kreativer Kaufmann im örtlichen Lebensmittel-Geschäft. Offenbar sind die meisten seiner Mitbürger seine Freunde und Kunden. Rudi Zotter, Nah-& Frisch-Kaufmann im Waldviertel beantwortet mir im 78. Interview unserer großen Mittelstands-Serie „Das Geheimnis unseres Erfolges“ unsere immer gleichen 5 Fragen mit entwaffnender, sehr sympathischer Offenheit (Fotocredit Sebastian Freiler):
„Wichtig ist, dass die Betriebe im Ort und im Umkreis zusammenarbeiten und nicht gegeneinander.“
1. Was ist das Fundament Ihres Erfolges, mit welcher Idee hat der Aufschwung Ihres Unternehmens begonnen?
Vorher war ich Landwirt im Betrieb meiner Eltern und fühlte mich mit dieser Aufgabe nicht zu 100% ausgelastet und erfüllt. Durch meine Schwester, die im Nah&Frisch-Geschäft im Ort bereits gearbeitet hat, habe ich erfahren, dass die betreibenden Kaufleute nach einem Nachfolger suchten und habe – sicher auch mit ein bisschen jugendlichem Leichtsinn – die Herausforderung angenommen, mein eigenes Unternehmen aufzubauen und bin seit 01.02.2007 selbstständiger Nah&Frisch-Kaufmann in Irnfritz im Waldviertel. Nach mittlerweile 11 Jahren kann ich sagen, dass das Fundament meines Erfolges sicherlich die Nähe und der persönliche Kontakt zu meinen Kunden ist.
Neben den „klassischen“ Aufgaben eines Kaufmannes im Lebensmittel-Einzelhandel biete ich auch zahlreiche Zusatz-, und Serviceleistungen wie Tabak, Lotto, Postpartner, Catering, Feinkostplatten, Brötchenservice, Hauszustellungen, Geschenkskörbe – eigentlich versuche ich alle Wünsche meiner Kunden bestmöglich zu erfüllen.
Ich bin auch im Öffentlichkeits- und Vereinswesen aktiv und unterstütze meinen Ort im Gemeinderat, als Ortsvorsteher, Feuerwehrmann, Sanitäter – bin Mitglied im Hauptschulausschuss und Pfarrgemeinderat. Ich kenne daher die Bedürfnisse unserer Einwohner und somit die meiner Kunden sehr gut.
2. Was war in der bisherigen Entwicklung die wichtigste strategische Entscheidung (oder die wichtigsten strategischen Entscheidungen)?
Es gibt nicht DIE wichtigste strategische Entscheidung. Es ist ein permanentes „Dranbleiben“ und sich auf die Bedürfnisse der Kunden einzustellen. Stetige Umsatzsteigerung ist natürlich ein wichtiger Fokus – um das zu erreichen, habe ich jetzt fast doppelt so viele Angestellte als meine Vorgänger und habe vor allem in der Verkaufsfläche optimiert und in den Bereichen Frische sowie Brot und Gebäck das Sortiment erweitert.
Wirklich wichtig ist, dass die Betriebe im Ort und im Umkreis zusammenarbeiten und nicht gegeneinander arbeiten. Wir versuchen, uns in Irnfritz gegenseitig zu stärken. Auch sind Vereine von großer Bedeutung für mich, da hier einerseits natürlich immer was los ist – Stichwort Feste – anderseits auch der persönliche Kontakt und das „Wir“ im Vordergrund stehen.
3. Hat es einmal eine kritische Situation gegeben, in der alles auf des Messers Schneide stand? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?
Nein, soweit kam es eigentlich nie, auch wenn ich gleich zu Beginn meiner Karriere als Kaufmann doch mit der einen oder anderen Situation überfordert war. Zum Beispiel hatte ich anfangs nur einen Backofen und wir hatten einen erheblichen sowohl zeitlichen als auch ressourcentechnischen Mehraufwand der mich und meine Mitarbeiter sehr belastet hat. Aufgeben wollte ich aber nie – mein Motto ist: Raunzen gibt’s nicht! Wenn es Probleme gibt, muss man was ändern. Mittlerweile habe ich 3 Backöfen …
4. Wie organisieren Sie Wachstum und Erfolg, was müssen Ihr Team, Ihre MitarbeiterInnen leisten?
Man muss kleinweise wachsen. Schritt für Schritt und nicht alles auf einmal. Heuer werden zB Kleinbereiche neu gemacht wie der Feinkostbereich und die Klimaanlage. Danach folgt die Aussenfassade. Das Team muss schon viel leisten und es muss sich auf diese Situationen einstellen. Sie müssen auch mit mir am selben Strick ziehen. Ich sage meinen Mitarbeitern immer: Arbeitet so, als wäre es eure Firma! Denn wenn es der Firma gut geht, dann geht es euch auch gut! Und das funktioniert auch.
5. Welchen Rat möchten Sie anderen aufstrebenden Unternehmen geben, damit sie auch Erfolg haben?
Neue Dinge ausprobieren! Auch wenn sie vielleicht nicht gleich funktionieren, 2-3 mal weiter probieren. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen – man muss seinen Beruf gerne machen und überzeugt davon sein, dass man das Richtige tut. Natürlich sollte man auch ein gewisses Talent im Verkauf mitbringen, das nicht jeder in die Wiege gelegt bekommt, aber wenn man es wirklich will, dann schafft man das auch.
Rudi Zotter,
Kaufhaus Nah&Frisch
Bahnstraße 5, 3754 Irnfritz
+43 2986 6226; office@kaufhaus-zotter.at
Info: http://www.nahundfrisch.at/de/kaufmann/zotter
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