China Zähne zeigen

Lusaks politischer Kommentar im März 2019: Nachdem die Wirtschaftskonflikte in der Welt immer mehr hoch kochen und Europa eine neue Strategie im Umgang mit China bräuchte bzw. sucht wird es Sie/Dich hoffentlich besonders interessieren, wenn ich versuche da eine neue österreichische Position anzudenken. Und dabei natürlich auch auf den Mittelstand nicht zu vergessen. Auch angesichts der aktuellen chinesischen Übernahme von Atomic.

Bei den Chinesen am Tisch hauen.
Wir brauchen einen neuen Umgang mit chinesischen Investoren.

Auch wenn jetzt chinesische Investitionen in Europa etwas rückläufig sind, sollten wir die Augen offen halten. Denn Chinas Machthaber kontrollieren und bestrafen heute mit Hilfe von Kameras, Gesichts-Scans und Daten-Algorithmen ihre Bürger. Erst kürzlich wurde bekannt, dass 23 Mio Chinesen der Kauf von Zug-Fahrscheinen verweigert wurde, u.a. “weil sie sich unangepasst verhalten haben”. Der Vizepräsident der chinesischen Börsenaufsicht, Fang Xinghai, erklärte kürzlich in Davos, dass „Demokratien nicht besonders effektiv funktionieren“ und empfahl dem Westen „politische Reformen nach dem Vorbild Chinas“ anzudenken.

„Können den Chinesen auch den Zugang zu unseren Märkten verweigern“
In bewundernswerter Klarheit kommentierte nun der österreichische Unternehmer und IV-Präsident Georg Kapsch im Industrie-Magazin die chinesischen Hegemonial-Bestrebungen. Er prangerte die Rücksichtslosigkeit eines „pseudo-marktwirtschaftlichen System mit staatlicher Regulierung“ an und bedauerte, dass wir die chinesische Ignoranz gegenüber Menschenrechten und fairem Wettbewerb selbst zugelassen hätten „nur um am großen Kuchen des chinesischen Marktes ein wenig mitnaschen zu dürfen“. Letztlich stellte er diesem System – fast wie Donald Trump – auch die Rute ins Fenster: „Wir können den Chinesen auch den Zugang zu unseren Märkten verweigern”.

Tatsächlich sind chinesische Investoren in Europa mit Aufsehen erregenden Beteiligungen, Käufen und Projekten aktiv. Auch in Österreich: Steyr Motors, ATB, Diamond Aircraft, Walford, Bank of China und Atomic sind nur einige der Namen, die da genannt werden. Weniger sichtbar werden mit Unterstützung der WKO, diverser österreichisch-chinesischer Organisationen und privater Vermittler jede Menge an Geschäfts-Meetings, Investoren-Hearings, Branchen-Ausstellungen etc. abgehalten, in denen es nicht nur um den Verkauf österreichischer Produkte nach China, sondern auch um die Beteiligung chinesischen Kapitals an österreichischen Projekten und den Kauf ganzer Unternehmen geht.

Nur wenige können da widerstehen
Ein wilder Mix aus Erfindern, Patentinhabern, Digital-Startups bis hin zu kapitalschwachen aber exportorientierten KMU trifft dabei mit Hilfe von Anwälten, Beratern und Lobbyisten auf chinesische Interessenten, die sich ihrer Kraft sehr bewusst sind und das auch ihren Partnern spüren lassen. Allein die durch hohe Eigenkapital-Ausstattung, echte Wettbewerbsvorteile, starke Marken und Innovations-Kooperationen (in denen sie den Lead innehaben) abgesicherte Mittelstands-Unternehmen widerstehen da den fernöstlichen Verlockungen und halten Know How, Arbeitsplätze und Zukunftschancen im Lande.

Die Frage ist: Wie finden wir die richtige Balance zwischen zu offenem Freihandel und notwendigem Schutz unseres Standortes? Zähne zeigen wie Georg Kapsch kann Bestandteil einer neuen Strategie sein. Immerhin ist die EU immer noch deutlich wirtschaftlich stärker als China. Ein Land wie Österreich mit seinen zum niederknien großartigen Marken-KMU und HiTec-Hidden Champions sollte eine neue selbstbewusste Position gegenüber China (aber auch Amerika) finden. Und auch einmal am Tisch hauen. Für unsere Freiheit, Werte und Demokratie.

Wolfgang Lusak

Mag. Wolfgang Lusak ist Unternehmensberater, Lobby-Coach und Mittelstands-Aktivist. www.lusak.at (Lusak Consulting) bzw. www.lobbydermitte.at (Lobby der Mitte)

 

 

Kategorie: