Schon vor 3 Monaten warnte Robert Philipp, der Chef der TERRA Umwelttechnik GmbH eindringlich vor dem vielleicht größten Fehler, den Wirtschaft und Umweltpolitik NACH DER KRISE machen könnten. HEUTE nimmt er zu unserem Bericht und Kommentar „Konjunktur braucht Energie“ zur PK der ÖSTERREICH ENERGIE von letzter Woche Stellung und korrigiert dabei den aus seiner Sicht falschen Eindruck, den der Bericht hervorrufen könnte, nämlich dass Photovoltaik im wesentlichen die Erreichung unserer Umwelt- bzw. CO2-Reduktions-Ziele ermöglichen könne.
Lieber Robert Philipp, Danke für diese Klarstellung! Wir nehmen den Rüffel gerne an, es tut mir leid, dass wir nicht in jedem Artikel den Gesamt-Zusammenhang dargestellt haben, obwohl es natürlich völlig richtig ist, dass die Bewältigung der Klima-Krise nur im Zusammenspiel aller Erneuerbarer Energie-Quellen – also Sonne, Wind, Wasser, Erdwärme und Bio-Masse – gelingen wird. UNBEDINGT LESEN!
„Das Augenmerk von Medien und öffentlicher Wahrnehmung geht in die falsche Richtung!“
„Strom macht nur 20% des Energie-Bedarfs aus. Daher wird auch mit mehr Photovoltaik das Problem des überhöhten österreichischen CO2-Ausstoßes nicht gelöst. Wir müssen viel mehr in die Verwendung von Erneuerbare Energie in den Bereichen „Verkehr“ und „Heizung/Kühlung“ investieren, denn dort ist der Anteil der Erneuerbaren Energie derzeit nur 5% (Verkehr) bzw. 40% (Heizung)!“„
Im LdM-Newsletter vom 13 juli schreibt ihr viel über erneuerbare energie. ACHTUNG: der artikel vermittelt den eindruck, dass mehr photovoltaik das problem des erheblichen österreichischen CO2 footprint lösen könnte! das ist leider nicht so bzw. sehr unvollständig.
so wichtig sauberer strom auch ist – in österreich ist er nicht das hauptthema! warum?
im wesentlichen teilt sich der österreichische energiebedarf auf 3 säulen auf:
>> ca 20% strom
>> ca 30% transport
>> ca 50% wärme
das gilt im wesentlichen so in ganz europa. warum redet dann jeder über strom, wenn strom nur 20% des energieverbrauchs ausmacht? weil der markt der stromanbieter und verteiler groß strukturiert und hochprofessionell organisiert ist! das ist eigentlich auch gut so – zeichnet aber ein sehr unvollständiges bild.
weiters werden in ö 75% unseres stromes bereits erneuerbar erzeugt (dank wasserkraft). es geht also bei allen vorschlägen für eine höhere durchdringung mit PV etc. um 25% nicht erneuerbaren strom (der 20% des energiebedarfs bedeutet). daher also um 5% der in ö verbrauchten energie!!!! dorthin fließen das größte augenmerk von medien und öffentlicher wahrnehmung – sowie ein großteil der fördermittel für erneuerbare energie. der öffentliche eindruck, dass wenn endlich 100% erneuerberer strom im netz sind auch alle probleme weg sind, der täuscht also leider.
die 30% verkehr sind nur zu lächerlichen 5% aus erneuerbarer energie (im wesentlichen ist das die ÖBB die – lt. eigenangabe -100% ihres strombedarfs erneuerbar deckt). und die paar stromautos fallen bisher – leider – noch nicht sehr ins gewicht.
von den 50% wärmeenergiebedarf werden dzt lediglich 40% erneuerbar gedeckt und da ist die abfallverbrennung bereits eingerechnet (so sinnvoll sie ist, ist sie nicht wirklich co2 frei). es geht bei nicht erneuerbarer wärme also um 60% von 50% = 30% des österreichischen gesamtenergie-bedarfs die fossil gedeckt werden und über die fast niemand redet. unsere gesetzgeber kennen zumeist die zahlen – die meinung der mehrheit ist aber wichtig und die ist bestimmt durch den diskurs über strom (und strom ist eben nicht gleich energie!)
warum das so ist:
die e-wirtschaft ist ein reifer markt mit großen strukturen und daher hervorragender organisation (was wirklich gut und wichtig ist). da kann eine ö geothermie (die in eurem mail nicht mal vorkommt) ö wärmepumpenhersteller etc wenig dagegenhalten. dieser markt ist dominiert von zum teil extrem klein strukturierten (mittelständischen) unternehmen die wenig zeit und geld für irgendwelche lobby-vereine haben. dort ist das hemd näher als die jacke. das ist wahrscheinlich auch einer der gründe warum es in ö erst seit ca 2 jahren einen geothermieverband gibt (GTÖ www.geothermie-oesterreich.at)
im verkehr ist es ähnlich. die großen player mit geld für professionelle kommunikation (zb autobauer) haben wenig interesse lobbying gegen fossil zu machen. alle anderen haben viel interesse, aber marginale budgets und daher wenig reichweite – und die ÖBB alleine kann das ö CO2-problem im transport nicht lösen – so wichtig ihr beitrag auch ist.
also: ich halte die förderung von PV, elektromobilität etc für wirklich wichtig. ABER der elephant im raum ist die wärme – und die sollte thematisiert werden. bitte liebe LdM macht euch nicht zum – unausgewogenen – sprachrohr nur des strommarktes. dieser ist dominiert von großindustrie und sehr wenig von mittelstand (wenig PV sehr viel stromnetz, kraftwerke etc.). ganz anders bei der wärme: fast nur mittelstand und wenig große player (installateure, wärmepumpenhersteller, waldarbeiter, sägewerke, bohrfirmen, geothermieplaner, solaristen, speicherbauer etc…. wirklich groß sind hier eigentlich nur die fernwärmeerzeuger)
ich bitte diesen beitrag als konstruktive fokussierung auf die gesamte klimakrise zu verstehen. diese braucht dringend, um überwunden werden zu können, ALLE erneuerbaren energieträger! daher bitte neben dem strom auch verkehr und speziell wärme nicht vergessen, sondern laut thematisieren um die ö lobby der mitte wirklich zu fördern UND die klimakrise zu bekämpfen!
p.s.: ich bin seit fast 3 jahrzehnten umwelttechniker und seit 1-2 jahrzehnten auch mit geothermie beschäftigt. 2 meiner firmen haben geothermie zum thema. ich bin mitgründer des GTÖ und viel für geothermische lobbyarbeit unterwegs. ich halte es nicht für sinnvoll ,wenn sich erneuerbare untereinander streiten wer wichtiger ist – es braucht jeden tropfen erneuerbare energie um die wende zu schaffen! aber die „fast and cheap gains“ sind schon lange nicht mehr im strom, sondern in den öl- und gasheizungen!
Robert Philipp
KONTAKT:
TERRA Umwelttechnik GmbH
Grossmarktstrasse 7c
A-1230 Wien – AUSTRIA
https://www.terra.cc/de/home/
Tel: +43 59800 7700
E-Mail: robert.philipp@terra.cc
DAS UNTERNEHMEN:
Das Unternehmen TERRA Umwelttechnik wurde 2004 als selbstständige, unabhängige Gesellschaft für Umweltdienstleistungen von ehemaligen Mitarbeitern der OMV Proterra, einem auf Umweltdienstleistungen spezialisierten Tochterunternehmen der OMV AG, gegründet.
Es reinigt Böden und Gewässer und entsorgt Abfälle. Kerngeschäft ist die Beseitigung von Kohlenwasserstoff-Kontaminationen. Das Unternehmen ist in Mittel-, Süd- und Osteuropa aktiv und eine der kompetentesten Umweltschutzfirmen in Europa.
Seitens Lobby der Mitte und mir darf ich auf folgende dazu passende Kommentare und Projekte verweisen:
- https://www.lobbydermitte.at/2020/01/20/die-region-bringts/
- https://www.lobbydermitte.at/2020/01/09/white-lobbying-4-green-innovation/
- https://www.lobbydermitte.at/2019/11/02/neu-denken/
- https://www.lobbydermitte.at/2017/02/20/zukunftsmodell-smarte-kommune-eingebremst-oder-unaufhaltsam/
- UND: Schon in 2010 durfte ich beim Aufbau des „Energieautarkie-Coaching-Clusters“ mit dem WKO-FV der Ingenieur-Büros dazu beitragen, dass möglichst alle 5 großen Erneuerbaren Energie-Quellen im jeweils richtigen Maße bei Projekten in Österreichischen Gebäuden, Unternehmen und Institutionen zum Zug kommen: https://www.lusak.at/portfolio/energie-autarkie-coaching-kongress/ und KONZEPT AUTARKIE-COACHING-CLUSTER: https://www.lobbydermitte.at/wp-content/uploads/2020/07/ACC-Strategie-18_2_2010.pdf
Wolfgang Lusak