Dieses Zitat, das Erich Sixt von Sixt Mietwagen zugeschrieben wird (und natürlich geschlechtsneutral gemeint war) wird von vielen Mittelständlern gerne geteilt. Wird es von allen richtig verstanden?
„Der Manager macht die Dinge richtig. Der Unternehmer macht die richtigen Dinge.“
Sie erkennen natürlich den feinen aber doch deutlichen Unterschied. Der eine funktioniert gut in einem System, der andere schafft Systeme. Der eine holt das kurzfristige Maximum heraus, der andere das langfristige Optimum. Der eine tut fast alles, was ihm aufgetragen wird, der andere fragt sich, was die richtigen Dinge sind: Was brauchen und wollen die Menschen? Womit kann ich ihnen dienen? Was kann ich tun, um mit einer Idee einen Wettbewerbsvorsprung zu haben? Was ist dabei verantwortungsvoll?
Natürlich gibt es auch weitblickende, kreative, verantwortungsvolle und daher unternehmerische Manager. Aber wenn man sich in der Welt der Wachstumsgläubigen, Shareholder-Value-orientierten und Gewinnmaximierenden, Steuern vermeidenden Konzerne so umsieht, dann kann man man diesem Zitat doch in vielem zustimmen. An der Spitze von Konzernen gibt es kaum mehr Unternehmer, also Eigner oder Mehrheitsbesitzer an den Schalthebeln. Bei den KMU gibt es eher weniger Manager und wenn doch, dann steht meistens ein Eigner oder Mehrheitsbesitzer an der Spitze. Und der Unternehmer ist der Macht, der Kapitalkraft und der Lobby des Managers oft unterlegen. Noch ein Klischee: Der Manager ist ein von den Börsen Getriebener, der Unternehmer ist ein von seinen Ideen und Interessen Getriebener.
Karriere für die einen, Erfüllung für die anderen
Manager entscheiden häufig zugunsten der Kosteneinsparung, der Ausschöpfung aller legaler – manchmal auch illegaler – Möglichkeiten. Er muss bei jedem Quartalsbericht „liefern“ und er muss wenn möglich seine Position gegen eine höhere ausgetauscht haben, bevor er einmal seine Ziele nicht erreicht. Es geht ihm um sein Ansehen in den für ihn relevanten Medien und Zielgruppen, um seine Karriere und sein Einkommen. Dem Unternehmen geht es um seine Erfüllung, sein Ansehen in der Gesellschaft, das langfristige Bestehen und den nachhaltigen Wert seines Unternehmens – selbst dann, wenn er nicht an einen eigenen Nachkommen weitergeben kann.
Und das macht einen großen Unterschied. Er kann zwar oft weniger zahlen als ein Konzern-Boss, aber er freut sich über engagierte und treue Mitarbeiter, er möchte eher einen Beitrag für Gesellschaft, Kultur und Umwelt leisten ohne allzu viel darüber zu reden. Warum also werden diese zumeist wertvollen und vorsorglichen Unternehmer im Wettbewerb benachteiligt? Warum zahlen sie prozentuell mehr Steuern als internationale Konzerne? Warum muss er mehr unter für ihn sehr belastender Bürokratie und Auflagen leiden? Wieso hat er einen mühsameren Zugriff auf Kapital und gut ausgebildete Mitarbeiter? Wieso setzen sich Regierungen und Gewerkschaften mehr für die Arbeitsplätze oder die Rettung von Großfirmen ein („too big ti fail“), die sparen wollen oder in Turbulenzen geraten sind als für seine Arbeitsplätze und Existenz, wenn es ihm einmal schlecht geht? Und: Wieso ist er unsichtbarer in den Medien und schwächer als Lobbyist in der Politik als die Großen?
Weil wir nur kurzfristig reagieren statt langfristig zu agieren
Weil wir es in der westlichen Gesellschaft zugelassen haben, dass unser Wirtschaftssystem diese Ungleichheit nicht nur geboren hat, permanent umsetzt und leider auch noch fortgesetzt verschärft, sondern auch als Gott-gegeben ansieht und ohne Widerstand akzeptiert. Weil wir dem täglichen, oft auch aussichtslosen Kampf der uns am meisten erhaltenden, brav Steuern zahlenden und den Standort sichernden Unternehmen achselzuckend zusehen. Weil wir nicht erkannt haben oder sehen wollen, dass ohne den Mittelstand unsere Gesellschaft, Werte und Kultur noch mehr gespalten und vernachlässigt über bleiben wird. Weil wir im Getöse des maßlosen Wettbewerbs vergessen, dass wir ohne Mitte – ohne individuelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Mitte sicher untergehen werden. Was uns Pandemien, Klimaerwärmung, Umweltzerstörung etc. kaum drastischer vor Augen führen können.
Wir brauchen ein neues nachhaltiges Wirtschaftssystem, welches gesundheitliche, ökologische und ökonomische Erfordernisse vereint und dabei den Mittelstand am Leben erhält. Den Mittelstand mit seinen Unternehmern, welche die richtigen Dinge tun.
P.S.: Es sind natürlich immer die Unternehmerinnen und Unternehmer gemeint – sowie die Managerinnen und Manager.
Wolfgang Lusak
- Zum Mittelstandsbarometer 2020/21
- Lusak über den Weg zur runden Gesellschaft
- Weitere Lusak-Kommentare im Lobby der Mitte Blog zu Mittelstand, Politik, Gesellschaftsentwicklung, Demokratie etc..